Heft 
(1903) 12
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12. (8. ausserordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

Separatabdruck aus.dem WerkeBerlins Gross-Industrie, verfasst von Paul Hirschfeld, herausgegeben von der Redaktion desExport, Berlin SW., Hallesches Ufer 35, in verschiedenen Exemplaren auszulegen, welche zur Verteilung bestimmt sind.

Der Vorsitzende bittet nach diesen einleitenden persönlichen An­gaben den Herrn Stücklen, nunmehr das Wort zu ergreifen.

Derselbe begrüsste die Brandenburgia unter herzlichem Dank für die Ehre des zahlreichen Erscheinens der Anwesenden. (86 Personen.) In launiger Weise sprach er die Hoffnung aus, dass der Besuch wohl nicht Gelegenheit geben werde zur Gründung einer Konkurrenz­gesellschaft Heylscher Farbenfabrikation. Herr Hermann Stücklen wies sodann hoch einmal auf die schon eingangs erwähnte Tradition der Firma Heyl & Co. hin, und nahm Veranlassung den Erschienenen die auf zwei grossen Tischen aufgestellten chemischen Produkte zu erklären. Er betonte, dass die Heylsche Fabrik im Gegensatz zur Anilinfabrikation, die aus Steinkohle fabriziert und im Gegensatz zur Gewinnung von Erdfarben chemische Farben herstellt. Einige Abbildungen an den Wänden zeigten den Werdegang der Fabrik. Das älteste Bild trug die Jahreszahl 1833, ein anderes war vom Jahre 1885 und ein Gesamt­bild der ganzen Anlage zeigte den Besuchern das Wachstum des gewaltigen Etablissements bis 1900. Aber auch diese grosse Anlage ist schon wieder durch zahlreiche Neubauten überholt worden. Auf den Arbeiterstamm hinweisend, konnte Herr Stücklen mit Genugtuung darauf zurückkommen, dass sich stets ein gutes Verhältnis zwischen Arbeit­gebern und Arbeitnehmern erhalten hat. Ein Arbeiter sei 45 Jahre, ein anderer 43 Jahre, zwei Chemiker 37 resp. 29 Jahre ununterbrochen im Dienste der Fabrik gewesen, erst der Tod habe diese Getreuen im Jahre 1902 aus ihrer Tätigkeit gerissen. Noch sind 13 Meister und Arbeiter vorhanden, die über 30 Jahre in der Fabrik arbeiten. Historisches Interesse erweckte die Mitteilung, dass schon im Jahre 1840 Farben und Siegelverschlüsse für die damalige Post, so auch für Turn und Taxis geliefert seien, auch sind Farben für Wertpapieraufdrücke schon in jener Zeit für Behörden gefertigt worden. Für welche Industriezweige liefert die Heylsche Fabrik? Diese Frage beantwortete Herr Hermann Stücklen, indem er ausführte, dass nur Rohfarben, also nicht strichfähige fabriziert würden, sie fänden Verwendung für Tapeten­drucke, Kartonagen, Papierfabrikation in weiss und getönt bis zu den feinsten Sorten, ferner für photographische Papiere, eine Spezialität der Firma Heyl & Co., sonst noch für Pastellstifte, Lasur- und Lackfarben, für Innen- und Aussendekoration, für Kaliko, Kattundruck, Linoleum, Lincrusta, Holzlasuren, künstliche Blumen, Drahtwebereien und für die Zwecke der Porträt- und Landschaftsmalerei, überhaupt werden sämt­liche Rohproduktfarben für Künstler und Handwerker, auch in den