Heft 
(1903) 12
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12. (8. ausserordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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bekannten Tuben, die zahlreich und nach Schattierungen geordnet, auf den Ausstellungstischen lagen, gefertigt. Auf alle die vielen Zweck­bestimmungen Heylscher Farben hinweisend, bemerkte Herr Hermann Stücklen mit Freude und Genugtuung, dass in seiner Fabrik 16000 ver­schiedene Sorten Farbenprodukte angefertigt würden, die aber nicht allein in Schattierungen, sondern auch in ihren verschiedenen Wider­ständen gegen Temperatur- und Lichteinflüsse zu klassifizieren seien. Die Fabrik liefert ihre Produkte nach allen Handelsplätzen der Welt, ausser den Farben aber auch u. a. koblensaure Magnesia und Kohlensäure.

Nach diesen Ausführungen wurde den Beschauern die Herstellung von fünf Anilinfarbplatten, einigen Chromfarben, Kupferfarben, Cyan­farben und Holzlacken in grossen Glasbehältern vorgeführt, in dieser Weise ein höchst anschauliches Bild von der Fabrikation und Gewinnung gebend. Hierbei wurde von Herrn Hermann Stücklen und dem Ober- Betriebschemiker Herrn Doktor chem. A. Wultze erklärt, wie die ver­schiedenen Farben gefällt werden. Es wurde besonders bei der Dar­stellung des Blanc fixe gezeigt, dass Abfälle so gut wie gar nicht Vor­kommen, diese vielmehr anderweitige Verwendung finden. So werden z. B. die aus der Whiterit entweichenden Gase aufgefangen und zu Kohlensäure komprimiert, die ein General-Abnehmer in Handel bringt. Diese Art von Kohlensäuregewinnung wird bisher noch in keiner Fabrik der Welt ausgeführt. Sehr interessant war die Vorführung von Eis­herstellung aus fester Kohlensäure. Die enorme Kälte von 79° Celsius gab sich durch Berühren fester Kohlensäure in empfindlicher Weise zu erkennen. Die Firma bereitet auch Farben aus Holzextrakten. Die Hölzer werden in grossem Massstabe aus Haiti, Mexiko, Brasilien, Cuba, Ceylon, Persien u. s. w. bezogen. Die höchst sachliche, stets mit ver­bindendem Text vorgeführte Darstellung war für den Fachmann und den Laien höchst interessant. Aufrichtige Worte der Anerkennung und des Dankes wurden Herrn Hermann Stücklen ausgesprochen, und begann nunmehr der zweite Teil der Vorführungen, nämlich: die Besichtigung der Fabrikanlagen, die unser Mitglied, Herrn Architekt Kühnlein im Laufe der Jahre vielfach vor und nach ihrem Entstehen beschäftigt haben.

Wenn wir in die Fabrik hinein kommen, so fällt zunächst das stattliche Maschinenhaus in die Augen. Hier befindet sich die Zentrale für Kraft, Licht Luft und Wasser zur Speisung sämtlicher Fabrik­gebäude, Wohnhäuser, Kontors, des Parkes, der Badeeinrichtungen nnd der Stallungen. Wir sehen hier eine Görlitzer Triplemaschine von 500, eine andere von 300 Pferdekräften. Ferner sind in der Zentrale zwei Lichtmaschinen und zwei grosse Dynamos, eine Zentralluftpumpe und drei grosse Wasserpumpen aufgestellt. Jede dieser drei Pumpen hebt pro Tag 1000 Kubikmeter Wasser aus der Spree und drückt das Wasser nach der Reinigungsanlage. Von hier holt die Maschine das geklärte