Heft 
(1903) 12
Seite
402
Einzelbild herunterladen

402

13. (5. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

etwa 10 m hohe Löss wände gesehen, in denen er zwar keine Schichtung beobachtete, wohl aber einige Zungen von grobem Kalkgeröll, das un­möglich vom Wind befördert werden konnte, also beweist, dass ein Teil des umhüllenden Löss aus fliessendem Wasser abgesetzt wurde. Diese Kalkkonkretionen entsprechen anscheinend unseren heimatlichen bekannten sogen. Lösskindein und Lösspüppchen, zu deren Bildung selbstverständlich Wasser benötigt wird.

Andere Mengen des Staubes gelangen sogar durch Schnee­flocken zur Erde, und wiederum wird bei dem Tauen derselben ein ungeschichteter Schlamm zurückgelassen, wie man das an den Staub­massen, die sich auf Schneefeldern im Hochgebirge ablagern, ebenfalls beobachten kann.

In diesen beiden letzt erörterten Kategorien spielt also bei der Bildung des Löss, d. li. bei seiner Ablagerung, das Wasser eine sehr mass­gebende Rolle, und ähnliche Verhältnisse mögen wohl auch nach Schluss der grossen Vereisung bei uns geherrscht haben. Ein kontinentales Klima mit starken Stürmen, mit einer hohen Temperatur und Luft­trockenheit während des Sommers, welche hinreichte, um die Verstreut herumliegenden Knollensteine mit dem spiegelnden Wüstenlack der braunen Schutzrinde zu überziehen, mit Stürmen, welche riesige Mengen von Staub emporhoben und die mit den schwereren Sandkörnern Dreikanter, blatternarbige Sandschliffe und glattpolierte Felsen erzeugten, aber während des Winterhalbjahres mit Regengüssen und starken Schnee­fällen, welche bei dem Niederschlag des äolischen Staubes eine wichtige Rolle spielen mussten das waren die Umstände, unter denen sich mehrere diluviale Lösslager leicht bilden konnten.

V. Das neue Leitungswasser der Stadt Berlin hat uns schon in der Sitzung vom 23. September d. J. beschäftigt. Hieran an­schliessend möchte ich das kurz mitteilen, was der Direktor der Städt. Wasserwerke Herr B eer in der November-Sitzung des Berliner Architekten- Vereins über die beabsichtigte Wasserversorgung der Stadt Berlin mit Grundwasser vortrug. Der Bedarf der Stadt Berlin aus der allgemeinen Wasserleitung beträgt augenblicklich 240 000 Kubikmeter pro Maximal­tag, wird sich aber im Laufe der Jahre bis auf zirka 400 000 Kubikmeter pro Tag heben. Nach bisherigen Erfahrungen musste man annehmen, dass es nicht angängig sei, ein qualitativ und quantitativ genügendes Wasser aus dem Untergründe zu beschaffen, und wurde daher Berlin bisher mit filtriertem Flusswasser versorgt. Allerdings war 1S76 in der Nähe des Tegeler Sees ein Brunnenwasserwerk mit einer Leistungs­fähigkeit von 40 000 Kubikmetern pro Tag erbaut, jedoch musste das­selbe im Jahre 1883 als solches wieder aufgegeben und in ein Fluss­wasserwerk umgebaut werden, weil das Wasser durch das Auftreten der Orenothrix polyspora vollkommen verschmutzt war. Langjährige