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13. (5. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
zur Grösse einer Wallnuss von unserem Mitgliede A. Grunow freundlichst initgeteilt, dgl. ein 25 g schweres schönes Stück, welches bei dem Bau des ueuen Stichkanals nahe der Nedlitzer Brücke nördlich Potsdam ausgegraben ist, übergeben von unserem Mitgliede II. Maurer. Die Bernstein- Funde sind durchgängig im weisslichen Talsande gemacht, oft nesterweise mit Rollholz vermischt, das aber nicht etwa Holz der Bernsteinfichte (Pinus succinifer) ist, sondern von leichteren, schwimmenden Partien unserer miocänen Braunkohle herrührt.
Einen schönen dergl. Fund, über 1000 Stück Bernstein mit vielem Rollholz, besitzt das Märkische Museum, herrührend von den Fnndamentierungsarbeiten des Reichstagsgebäudes nahe der Sommerstrasse hierselbst.
VII. Irrlichter — brennende Brunnen und Verwandtes. Das anregende Thema der Irrlichter ist in der Brandenburgia Öfters berührt worden, allerdings mehr nach der volkskundlichen Seite hin,*) nach der naturwissenschaftlichen, insbesondere chemischen Seite Seite hin bietet es noch viele Schwierigkeiten, und ist gerade hier die Zahl der Widersprechenden eine grosse. Wie sollen die in nassem, moorigem Boden sich entwickelnden brennbaren Sumpfgase sich entzünden? Wie ist das Hin- und Herhüpfen der Flämmchen, ihr Erlöschen und Wiederaufleuchten zu erklären? Spielt hier nicht die besonders nachts auf dem Heimwege von der Dorfschenke oder von den Gevattern durch die Spirituosen leicht erregte Phantasie und der altüberkommene suggestive Volksglaube mit? Liegt nicht eine Verwechselung mit den Glühwürmchen, mit gewissen leuchtenden Regenwürmern, mit dem Leuchten des Mulms alter_Weiden und Pappeln oder eine Verwechselung mit elektrischen Erscheinungen vor, zumal das Irrlichterwesen gerade in gewitterschwülen Nächten besonders häufig beobachtet werden soll?
Bezüglich des Phänomens der?„brennenden Brunnen“, das m gewisse Beziehung zu den Irrlichtern gebracht zu werden pflegt, haftet mir eine Kindheitsüberlieferung aus dem Jahre 1855 in der Erinnerung. In der Karlstrasse 32 zu Berlin, Nordseite, östliche Seite der Panke, stand an dieser mit der Seitenfront ein Haus mit einem Brunnen, dessen Wasser, wenn gepumpt wurde, sobald man ein brennendes Licht oder Schwefelholz daran hielt, scheinbar brannte. Es handelte sich um einen verjauchten Hausbrunnen, in dessen Wasser aus verwesenden organischen Resten sich Schwefelwasserstoffgasjentwickelte, welches durch das Spiel der Ventile beim Pumpen mit dem Wasser zumJAustritt gelangte und deshalb, wie ich selbst gesehen, mit einer schwachen Flamme, die nach einer Weile erlosch, zu brennen schien. Die_. Sache erregte damals
*) C. Bolle: IV. 132; W. v. Schulenburg: V. 462 -179 und XII. 274; H. Seide;" VI. 156.