Heft 
(1903) 12
Seite
406
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406 13. (5. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

Deutlich malt J. H. Voss 6, 197 das Irrlicht als Gespenst:

Dann zechend aus bemaltem Glas Braun Doppelbier, erzählt man was . . .

Der meldet, wie er dort und da Des Tückebolds Irrlichtchen sah,

Der, als ein Mönch in liaarnem Tuch Am Moor die Blendlaterne trug.

Unser geschätztes Mitglied Herr Postrat a. D. Steinhardt teilt der Brandenburgia über eine Irrlicht-Beobachtung folgendes mit.

Die Umgegend von Treuenbrietzen ist nicht arm an feuchten Niederungen, nassen Wiesen, Torf- und Moorgründen, überhaupt an solchen Örtlichkeiten, wo Irrlichter aufzutreten pflegen, es ist hier aber nur ein einziger Fall der Beobachtung eines Irrlichts bekannt geworden und auch dieser datiert aus dem Jahre 1859 oder 60. Der Altmeister der Treuenbrietzener Schlächterinnung, Meister C. Ruhle berichtet darüber:

Es war im Oktober und ich sollte zum Vieh-Einkauf nach dem Fläming hinaufgehen. Um 2 Uhr morgens brach ich auf zu Fuss. Meinen Hund hatte ich bei mir. Zwischen 3 und 4 Uhr, es war stockfinster, war ich auf der Niemegker Landstrasse halbwegs zwischen Treuenbrietzen und Haseloff an der Stelle angekommen, wo jetzt das Chausseehaus steht und die Wege nach Niemegk und Belzig sich trennen. Hier zieht sich derschwarze Grund als eine flache Senke von der Talmulde des Nickeier Baches quer über den Weg in der Richtung auf Rietz hin. Zwischen dem schwarzen Grund und Haselolf sah ich die Lichterscheinung als ein plötzliches Aufleuchten, eine Helle ohne Flamme oder Feuer, deren Schein sich rückwärts von mir bemerklich machte. Ich sah mich um und bemerkte nun über der Niederung des schwarzen Grundes, von Nickel herkommend, ein helles weisses Licht, wie das einer hell brennenden Kutscherlaterne, ja fast noch heller als ein solches Laternenlicht, aber es war keine Flamme zu sehen, das Licht strahlte auch nicht, es verbreitete nur einen hellen Schein. Es bewegte sich von Nickel herkommend den Haseloffer Weg herauf als ob eine Kutsche so führe. Nach einer Weile änderte es sich und sah aus wie das Licht einer rotglimmernden Zigarre und als es in meine Nähe gekommen war, erschien es nur noch matt und ganz klein, wie das Licht einer verlöschenden Nachtlampe und hatte einen bläulichen Schein. So folgte es mir eine ganze Weile, auf Armeslänge an meiner rechten Seite in Augenhöhe mit mir wandernd. Ging ich schneller, so bewegte sich auch das Lichtchen schneller, und wenn ich langsamer ging, folgte auch das schwache Licht langsamer. Der Hund, sonst böse und scharf, war ängstlich; er bellte nicht und schmiegte sich an meine Beine. Das Licht folgte mir bis an die Schmiede von Haseloff, die etwas abseits vom Dorfe am Wege steht. Dort blieb ich stehen