Heft 
(1903) 12
Seite
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13. (5. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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und stellte mich an die Giebelwand der Schmiede, worauf sich das Licht in der Richtung auf Grabow hin, nach der Werbiger Heide hinzog, als ob es zu seinem Ausgangspunkte nach Nichel zurück wollte. Je

weiter es sich entfernte, um so grösser und heller erschien es, doch nicht ganz so gross und hell wie zu Anfang der Erscheinung; dabei bewegte es sich wie ein Licht, das von jemandem getragen wird, leicht hüpfend. Es war noch immer ganz finster und etwas Nebel in der Luft. Ich ging nun zum Schmied und erzählte ihm was ich gesehen. Der sagte mir:Das thut Einem nichts, das ,hat mir schon oft begegnet.

Die ganze Dauer der Lichterscheinung schätze ich auf 1 k oder 3 /4 Stunde; während dieser Zeit war es völlig windstill. Nachher, gegen Tagesanbruch fing es an zu regnen.

Der Boden des schwarzen Grundes ist trocken, wenigstens an der Oberfläche; es ist Sand- und Lehmboden, mit Heidekraut und etwas Stangenholz bestanden, zum Teil auch Ackerland. Nach dem Nickeier Fliess hin ist der Boden sumpfig.

Ich habe von anderen nie etwas über eine ähnliche Beobachtung gehört; vom schwarzen Grund aber heisst es, dass es dort spukt. So erzählte mir mein Grossvater, er habe einmal nachts drei Kutschen dort durch das Getreide fahren sehen, aber anderen Tags beim Nach­suchen keine Radspuren finden können. Und als ich ihm mein Erlebnis mit dem Licht erzählte, sagte er bloss:Na da siehste, dass es da nich richtig is!

Es mag ja sein, dass wenn jemand Abends mit der Laterne etwas sucht, dies wie eine Irrlichterscheinuug aussehen mag. Bei meinem Erlebnis kann aber von einer ähnlichen oder überhaupt von einer Täuschung keine Rede sein.

So weit Herr Steinhardt bezw. Herr Ruhle. Dass es sich hier recht eigentlich um den überkommenen suggerierenden Gespenster­glauben handelt auch der Hund sieht die Geister liegt auf der Hand. Auch in Irland, dessen unermessliche sumpfige und torfige Gelände ich bereist, laufen dergl. grauliche Gespenster-Erscheinungen vielfach um. Paddy*), überhaupt schon mit einer exaltierten Phantasie von Mutternatur ausgestattet, sieht beim Nachhausewanken unter dem Einfluss des reichlich genossenen Whisky häufig Irrlichter im Moor- Nebel hüpfen; eigentlich tanzen sie in seinem benebelten Gehirn.

Vielleicht sind unsere Mitglieder und Freunde in der Lage uns über Irrlichter und Irrwische noch anderweitig Angaben zu machen.

*) Paddy oder Pad Spitzname des Iren; Whisky ist der aus Roggen oder Gerste oder Kartoffel bereitete Schnaps, wahrscheinlich aus dem Gälischen uisgebeatha abgeleitet, Nationalgetränk der Bewohner der Grünen Insel Erin.