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13. (6. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
in die Schmiede gleiten liessen, wo sie bis zum nächsten Morgen neu geschärft wurden. Am Hofzeichen erkannte jeder sein Eisen wieder. In einzelnen Dörfern wird jetzt in unserer Provinz noch also verfahren.
Herr Museumspfleger Rektor Otto Monke fügt noch folgendes hinzu:
„In Schönerlinde (Nieder-Barnim) sind die Hofzeichen zwar noch bekannt, aber nicht mehr gebräuchlich. Neben der Tür zur Schmiede befand sich früher in der Wand ein wagerechter Spalt, durch welchen die abends heimkehrenden Knechte die stumpf gewordenen Pflugschare steckten, die dann immer dicht neben dem Herde auf den Boden fielen. Waren sie dann geschärft, so wurden sie am Morgen von den Knechten abgeholt, und jeder erkannte an den auf den Pflugscharen angebrachten Hofzeichen sein Eigentum. Aussen ist der Spalt vermauert; von innen kann man das Loch in der Mauer jedoch noch bemerken. Der Schmiedegesell teilte mit, dass in seiner Heimat (Vorpommern, Ückermünder Gegend) die Ilofmarken noch überall benutzt würden.
In Stolzenhagen (Ober-Barnim) sollen, wie mir ein aus diesem Dorf gebürtiger Lehrer vor Jahren erzählte, die Hofzeichen allgemein üblich gewesen sein. Man zeichnete nicht nur die Acker- und Hausgeräte damit, sondern schnitt sogar die Zeichen den Schafen in die Ohrmuschel, und kein Tier durfte geschlachtet werden, bevor das Ilof- zeichen festgestellt worden war. Damit niemand die Marke seines Hofes vergässe, schnitt der Dorfschulze sämtliche Zeichen in den sogenannten Hahnebalken seines Hauses; es konnte sich also jeder seine Marke vom Schulzen „holen“.
In Lietzow (West-Havelland) zeichnete man, als man noch in dem gemeinsamen Ofen („Backan“) backte, die Brote mit Strichen und Kreisen und stellte diese Kreise in der Weise her, dass man das untere Ende des hohlen Stieles der eisernen Brothacke, die sonst zum Auskratzen des Backtroges diente, in den Brotteig drückte. Auch „Stippen“, die man mit Gabeln oder anderen spitzen Geräten hervorbrachte, Bienten als Brotzeichen. Dagegen sind mir Hofmarken als Abzeichen für hölzerne und eiserne Geräte dort nicht bekannt geworden; wahrscheinlich waren sie wenigstens nach 1860 nicht mehr im Gebrauch.
Kuchen, der im „Backan“ gebacken wurde, hatte auch sein Zeichen. Bevor man Zettel mit Namen darauf legte, stippte man die Kuchen. Es war auch sehr gebräuchlich, auf jeden Kuchen halbe Eierschalen in bestimmter Zahl zu legen. Die gemeinsam auf die Weide getriebenen Gänse wurden mit Teer und später mit Ölfarbe gezeichnet. Auch schnitt man Ringe in das Gefieder des Halses.
^ Ein Stein auf der weissen Dorfstelle Alt-Liepnitz, am Kilometer
stein 81,9 der Bernau-Waüdlitzer Chaussee gelegen, trägt drei ein- gemeisselte Zeichen, die ich für Hofzeichen halte.“