Heft 
(1903) 12
Seite
436
Einzelbild herunterladen

486

13. (6. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

Brandenburgischen Kurfürsten aus dem Hohenzollernhause, gedruckt in Berlin 1628; ferner: Rentsch, Brandenburgischer Cedernhain, gedruckt 1682 in Baireut.

Es bleibt indes fraglich, ob die in solchen Werken enthaltenen Porträts immer von zuverlässiger Treue sind. Bezüglich der längst vor Herausgabe der betr. Werke verstorbenen Kurfürsten können sie es kaum sein, denn zu Lebzeiten der letzteren hergestellte gute Ölgemälde oder Zeichnungen haben nur in beschränkter Weise zur Verfügung ge­standen, und wenn es der Fall war, wird es auch dem Kupferstecher an ausreichender Kunstfertigkeit gemangelt haben.

In der Tat ergiebt schon der Vergleich der Porträts in jenen Werken, namentlich der zeitlich weiter zurückliegenden ersten fünf Kurfürsten, eine solche Verschiedenheit der Gesichtszüge, dass mindestens eins von ihnen nicht nach guten gleichzeitig gemalten Vorbildern ge­fertigt sein kann; die mehr schematischen Formen der Stiche aber lassen diesen Schluss auch wohl für beide Werke zu.

Wir müssen hiernach darauf verzichten, alle die so auf uns über­kommenen Kupferstiche als wahre Porträts der ersten Kurfürsten an­zusehen, können vielmehr nur diejenigen Stiche als treu oder wenigstens ähnlich anerkennen, die zu Lebzeiten der Fürsten von guten Künstlern hergestellt sind.

Auffällig bleibt es dabei, dass aus der Zeit, in welcher die Kunst des Holzschnitts und später des Kupferstichs durch Künstler, wie Beham, Schongauer, Dürer, Cranach u. a. zu hoher Blüte gelaugte, also aus der 2. Hälfte 15. und 1. Hälfte 16. Jahrhunderts, gar keine durch Holz- oder Kupferdruck vervielfältigte Portraits Brandenburgischer Kurfürsten existieren, ja, dass wohl überhaupt keine Bilder in der Mark geschnitten oder gestochen wurden.

Erst vom 6. Hohenzollernschen Kurfürsten Joachim II, und zwar aus seinem letzten Lebensjahr, 1570, ist ein durch Kupferdruck her­gestelltes Porträt bekannt, von dem ein verkleinerter Nachdruck vor­gelegt wurde.

Dies Bild ist zugleich das älteste Zeugnis märkischer Kupferstecherkunst; es ist gefertigt von demZeichner, Holzschneider und Kupferstecher Franz Friedrich in Frankfurt a. d. Oder, dessen Kunsttätigkeit sich an seinen anderen Werken bis in das Jahr 1583 verfolgen lässt.

Damals scheint auch Frankfurt a. d. 0. alleiniger Sitz märkischer Kupferstecherkunst gewesen zu sein, denn weder aus Berlin noch aus einem andern märkischen Ort kennt man gleichzeitige Erzeugnisse dieser Kunst. In Frankfurt konnte allerdings durch die Bedürfnisse der Universitätslehrer auch Auftragsgelegenheit genug entstehen. So war auch z. B. Thurneisser von Berlin aus genötigt, zur Illustration seiner