458 Nachtrag zu meinem Vortrage „Die Mäuse am Denkmal der li. Gertrud.*'
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sollen auch unrein sein unter den Tieren, die auf Erden kriechen: das Wiesel, die Kröte, die Maus, ein jegliches mit seiner Art.“ Also gerade solche Tiere, die anderweitig im Volksglauben irgendwelche Beziehungen zur menschlichen Seele haben.
„Die Maus in der Marienkirche zu Lübeck (ein Steinbild) ist das vornehmste Wahrzeichen der Stadt.“ *) In der Jakobskirche zu Rothenburg a. d. T, sah ich bei der grossen, den Tod der Maria verstellenden Schnitzarbeit eine am Bett der Maria nagende Maus.
Ja, wir alle werden einmal mausetot sein. Bis dahin aber wollen wir uns des Lebens freuen und auch bei widrigem Geschick dem Humor sein Recht lassen.
Als vor einigen Monaten das Denkmal der h. Gertrud hier gesäubert wurde, kamen zwei vergessene Tafeln mit Inschriften zum Vorschein. Sie waren durch andere darüber geschraubte Bronzetafeln verdeckt worden und feierten nun gewissermassen eine Enthüllung. Die Inschrift der einen Tafel lautet:
„Ratten- und Miiusegezücht Machst du zunicht,
Aber dem Armen im Land Reichst du die Hand.“
Auf der anderen Tafel steht:
„Hei, wie das Nass durch die Kehle rinnt Und der Bursch mit eins wieder Mut gewinnt!
Nun dankt er laut Dir, heilige Gertraud.“ **)
Und wir, geehrte Anwesende, können nun im Restaurant „Zum grossen Kurfürsten“ eine Gertrudsminne trinken.
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Nachtrag zu meinem Vortrage »Die Mäuse am Denkmal der
li. Gertrud.“
(Brandenburgs 25. November 1903.)
Zunächst muss berichtigt werden, dass der so gut zu leidende Jüngling, dem die Heilige den erquickenden Trunk reicht, doch ein Gänsedieb ist. Herr Rektor O. Monke machte mich darauf aufmerksam, dass Herr Professor R. Siemering wohl nicht die Beziehungen zwischen Gans und Wolkengöttin habe andeuten wollen, sondern jedenfalls einen lustigen, wohlgemuten Schelm herangezogen hätte. Ich gebe hier den
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**) 111. Frauen-Ztg. 1897 No. 20. **) D. Tagesztg. 3. Okt. 1903.