Heft 
(1903) 12
Seite
459
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Nachtrag zu meinem VortrageDie Mäuse am Denkmal der h. (tertrud. 459

Brief des Herrn M. wieder.Leider habe ich nicht ermitteln können, wo und wann die Selbstbiographie des Thomas Platter (geh. 1499 unweit Visp im Canton Wallis, gest,. Jan. 1582) erschienen ist und wer sie herausgegeben hat. (Vielleicht G. L. Kriegt.) Ich habe Ihnen daher aus dem Lesebuch von Kehr u. Kriebitzsch (1874) diejenigen Stellen herausgeschrieben, von denen ich annehme, dass sie dem Künstler bekannt waren, als er den fahrenden Schüler mit der Gans an der Leine schuf: Uff ein tag waren wier nit wijt von eim Dorff do was ein grosser huffen gensen by einandren und was der liirt nit darby . . , Do fraget ich mine gsellen die schützen: wen sind wier in Missen (Meissen), das ich derfft gans stod werfen? Sprachen sy: jetz sind wir drin. Da nam ich ein stein, wirffen eini, traff sy an ein Bein, die andern flugen darvon, die hinkend aber kond nit uffkummen . . . . Do lyff ich zuhin und erwutst die gans by dem kragen und mit under das röklin und gieng die strass durch das dorff. Do kam der gansshirt nachher geloffen, schriend im dorff: der bub hat mier ein ganss geroubt. Ich und mine mitschützen (daher der Name Abc-Schützen für die jüngeren Schüler, welche die Studenten begleiteten und für sie bettelten, schossen (stahlen) u. s. w., wofür ihnen dann die Anfangsgründe des Lesens u. s. w. beigebracht wurden, bis sie selbstfahrende Schüler wurden; 0. M.) fluchen (flohen; 0. M.) und hanget der gans die fiess unter dem röklin fürher. Die puren kamen herfür mit gerten (Beilen; O. M.), die sy werfen konten, liffen uns nach. Do ich gsacli, das ich nit mit der gans entrinnen mocht, liess ich sy fallen . ... Wie die puren wieder in das dorff kamen, funden sy unsre Bacchanten im wirtzhuss .... vermeinten sy Sölten gans zaleu .... Wie sy nun wieder zu uns kamen, lachten sy, fragtend, wie es gangen weri. Ich entschuldiget mich, vermeint es weri so lantz bruch. Sprachen sy, es weri noch nit zyt.

Auf eine Anfrage bei Herrn Prof. Siemering erhielt ich den Bescheid:Sie würden gut tun, dem Ursprung der Gans nicht zu strenge nachzuforschen, da der Bursche wahrscheinlich nicht auf legalem Wege sie in seinem Besitz brachte. Mir war das Federvieh für das Werk notwendig.

J. B. Friedreich, Die Symbolik und Mythologie der Natur. (1859.) S. 430f.Wir haben Sagen, welche den Tod ganz deutlich durch die Maus symbolisieren: in Thüringen (bei Saalfeld) auf einem Edelsitze bei Wirbach arbeitete im Anfänge des 17. Jalirli. das Gesinde in einer Stube, als eine Magd, da ihr der Schlaf angekommen war, sich auf eine Bank legte, und kaum war sie eine Weile still gelegen, so kroch ihr eine Maus zum offenen Munde heraus, und als, dadurch neugierig gemacht, eine andere Magd sich zu ihr begab, so fand sie dieselbe tot. (Praetorius, Weltbeschreibung 1, S. 40.)Viele