Heft 
(1903) 12
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14. (6. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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dass man an schönen Fasswegen Geländer aus alten Eisenbahnschienen auf hölzernen Pfählen anbringt und dergl. Mangel an Fach- und Sach­kenntnis mag manchmal an unverständigem, das Landschaftsbild ver­unzierendem Abholzen die Schuld tragen; aber schwer zu entschuldigen ist das alles Mass überschreitende Wüten gegen manche Tiere, die dem Menschen nicht eben nützlich, aber doch auch ihm nicht lebensgefährlich sind, was allein ihre Ausrottung erklärlich machen würde, wie Cormorane, Reiher, Wildschweine und im Norden die häufig ohne jeden Nutzen getöteten Renntiere.

Die Frage, wie diesem rücksichtslosen Kampf angeblicher Kultur gegen die Natur Halt zu gebieten, wenigstens ihm vernünftiges Mass- halten aufzuerlegen ist, wurde andeutungsweise schon im vorstehenden beantwortet. Doch ist das empfohlene Ausschalten besonders schöner Landschaftsbilder und ihre Bewahrung in voller Ursprünglichkeit, sei es das besonders charakteristische Stück eines Flusslaufes, eine Strand­düne, eine Moorlandschaft oder ein sonst der Sprengung verfallender Fels oder erratischer Block, nur eines von mehreren Mitteln, die anzuwenden sind. Wir sind ja leider nicht mehr in der glücklichen Lage der Vereinigten Staaten von Nordamerika, sechs grosse National­parke vor der Besitznahme schützen und in vollster Ursprünglichkeit erhalten zu können, deren ausgedehntester das Grossherzogtum Hessen an Areal übertrifft; aber wir können doch dem Beispiel Englands folgen, wo grosse Gemeinwesen, wie London, seit langem die Hand, sei es auf einen ausgedehnten Buchenwald im Nordwesten oder eine Moränen­landschaft im Nordosten der Stadt gelegt haben, um sie unberührt zu erhalten. Die Hauptsache wird immer sein, die Herzen zu erwärmen und für freiwillige Hilfe, sei es den einzelnen, seien es Vereine aller Art oder die Gemeinden, zu gewinnen. Erst an zweiter Stelle wird die Ver­waltung und an dritter die Gesetzgebung anzurufen sein. Zum Glück liegen schon eine ganze Anzahl zur Nachahmung auffordernder Beispiele freiwilliger Hilfe zu dem hier empfohlenen Zwecke vor, wovon nur einige hervorgehoben seien: Eine deutsche Künstlergesellschaft in Rom

erwarb einen der schönsten alten Haine am Sabinergebirge und machte ihn Seiner Majestät dem Kaiser zum Geschenk, der die Annahme für das Reich erklärte. Dem Verschönerungsverein für das Siebengebirge ist es gelungen, den Beistand dieses schönen Gebirges gegen die Steinbruch­besitzer zu verteidigen. Ein Verein in der schwäbischen Alb hat ein Gelände angekauft, nur zu dem Zweck von Nistplätzen für Vögel. Dem Schutz der landschaftlichen Schönheiten des Isartales widmet sich eine Münchener Gesellschaft. Die Gemeinde Aussig hat einen malerischen Basaltfelsen angekauft, um ihn vor der Sprengung zu bewahren usw. Wie wertvoll die Unterstützung des Staates ist, beweist u. a. der Schutz, den das schöne Bodetal von den Regierungen von Preussen und Braun-