Heft 
(1903) 12
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47() 13. (5. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

bar vom 1. Hohenzollern bis heut über unserm Herrscherhause und unserm engern Vaterlaude gewacht, hat dasselbe in Gnaden vor diesem zwar guten, aber herzlich schwachen und geschäftsunfähigen Fürsten bewahrt, was um so nötiger gewesen, wenn man an die inneren Wirren in der Mark, namentlich die Widerspenstigkeit Berlins, denkt. Was ein gebietender Baum werden will, muss schon als Reis sich kräftig er­weisen, das geht aus der Jugend desEisenzahns klar hervor. Schuster behandelt im 1. Abschnitt die beiden Brüder, im 2. das Auftreten des Vaters in der Mark und das Wenige, was uns über den Bildungsgang des 2. Sohnes während dieser Zeit bekannt geworden ist. Abschnitt 3 betitelt sichFriedrich in Polen, wohin der 8jährige Markgraf als Bräutigam der polnischen Prinzessin Hedwig zog. Die Ehe sollte nach 5 Jahren vollzogen werden. König Sigmund wurde hierdurch in seinen dynastischen Plänen gestört und verfeindete sich infolge dessen auf Jahre hinaus mit dem brandenburgischen Kurfürsten, Die unter verdächtigen Umständen erfolgende Geburt eines Thronerben der Polenkönig war 76 Jahr alt machte die Anwesenheit Friedrichs, der als polnischer Thronfolger inzwischen ernstlich in Frage gekommen war, in slavischen Landen glücklicher Weise unnötig. Dazu starb am 8. Oktober 1431 die königliche Braut in den Armen ihres inzwischen zum Manne heran­gereiften Bräutigams. Dlugosz behauptet: am Gift, das ihr ihre böse Stiefmutter, die polnische Königin beigebracht.

Am 11. Juni 1411 vermählte der Markgraf sich mit Katharina Herzogin von Sachsen. Der einzige Sohn Johann ward im zartesten Kindesalter entrissen. Das Gemüt des Vaters verdüsterte sich, 1470 verzichtete er auf die Kur und trat die Regierung der Mark seinem Bruder Albrecht ab. Schon zuvor hatte er, seinem religiös-mystischen Herzendrange folgend, den Schwanenorden gestiftet, eins seiner ersten Regierungshandlungen. Die Ordenszeichen bestehen aus einer Kette, deren einzelne, oben und unten durch Ringe verbundene Glieder eine Art Folterinstrument Premtze genannt darstellen. Sie umschliessen peinigend und kasteiend ein rotes Herz. Mittels eines Ringes ist an der Kette das Bild U. L. Frau als Kniestück mit dem Jesuskinde auf dem Arme befestigt. Die Figur ruht auf einem aufwärts gekehrten Halb­mond mit der Inschrift Ave mundi Domina. Das Ganze ist von einem Strahlenkränze eingefasst, der Maria als Himmelskönigin kennzeichnet. Unter diesem Bilde hängt ein Singe-Schwan als Sinnbild fleckenloser Reinheit, dessen Sterbelied wie ein Memento mori gelten sollte. Den Singeschwan (d. i. der höckerlose gelbgesclinäbelte wilde Schwan, Cygnus inusicus, unserer Gewässer, nicht der rotgeschnäbelte gehöckerte halb­zahme Schwan unserer Havel) umgibt eine gewundene, weisse unbefleckte Djvele (=Quele d. h. Handtuch). An den beiden herabhängenden Zipfeln der Dwele waren je fünf Kettchen mit Glöckchen angebracht,