Heft 
(1903) 12
Seite
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14 . (6. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres. 479

der sogenannte Kustos ist auch nicht aufzutreiben, im Winter ist es in den Räumen so kalt, dass sie nicht betreten werden können.

Und was das Schlimmste ist: ohne die Geldmittel erfordernde nötige Pflege gehen die Sachen, insbesondere die Eisensachen, rettungs­los zu Grunde. Für die Heimatkunde und die allgemeine Wissenschaft sind die Kleinmuseumsfunde fast immer verloren.

Demnach muss unsere Losung sein: Förderung der Heimatkunde in Land und Stadt durch Wort und Schrift, Wandervorträge, Vorzeigung von Altertümern und guten Abbildungen solcher, dagegen Ablehnung gegenüber den der Heimatkunde abträglichen und gemeinschädlichen Kleinmuseen.

E. Bilder und Photographien.

XII. Bäume in Baumstümpfen. Herr Gustav Steindel, Berlin, Strelitzerstr. 29, teilt uns die Ihnen vorliegende von ihm auf­genommene Photographie eines Eschenbaums mit, der im Kgl. Schloss­garten zu Schönhausen aus dem abgebrochenen Stamm einer gewaltigen Pappel wie aus einem Schaft herauswächst.

Bekannt war die grosse Silber-Pappel an der Tiergartenstrasse zu Berlin, Südseite, unweit der Hohenzollernstrasse, für die sich unser alter Kaiser Wilhelm interessierte. Als der Stamm abbrach, wurde der Stumpf erhalten, indem man ihn gleichzeitig als riesigen Blumentopf für lebende Zierpflanzen benutzte. Als dieser Stumpf, weil zu morsch ge­worden, plötzlich entfernt wurde, wurmte dies unsern alten Herrn, da die Fortnahme ohne seine Erlaubnis erfolgt sei und er doch ein für allemal angeordnet habe, dass ohne seine Genehmigung keiner der alten Bäume des von ihm so hochgeschätzten Tiergartens entfernt werden dürfe.

Noch kürzlich bemerkte ich, hart an der Chaussee, die bei Kohl­hasenbrück vorbei nach Neu-Babelsberg führt, dem genannten Wirtshaus gegenüber einen Baumstumpf, aus welchem ein junger Baum fröhlich empor wächst.

Besonders erinnerlich ist allen Grnnewald-Kennern der Stumpf einer Rieseneiche, nahe dem Nordwestufer des kleinen Pechsees unweit der Saubucht, von welchem erzählt wird, dass er der stärkste Eichbaum dieses jetzt zum Volkspark bestimmten Waldreviers gewesen sei. Aus diesem sehr zermoderten Stumpf spross anscheinend freiwillig eine junge Eiche derselben Art empor.

Das letztgedachte Beispiel, welches an die selbsttätige Fortpflanzung und Verjüngung des Urwaldes erinnert, ist natürlich das interessanteste, und bitte ich, im Interesse der Heimatkunde, um Mitteilung weiterer ähnlicher Vorkommnisse.

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