Heft 
(1903) 12
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14. (6. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

gehört Schürze und weisses Taillentuch und zwar eine schwarze Schürze zum Abendmahl, eine bunte zum gewöhnlichen Kirchgang und eine weisse zu besonderen Festlichkeiten: Hochzeit, Taufe u. dergl.

3) Eine besonders sauber und schön gestickte weisse Schürze zum Abendmahlsanzug gehörig, nebst gestickten weissen Taillentüchern (Hand­arbeit in Kettelstich) mit eigenartigem Muster, das an den Empirestil erinnert. Die Schürze ist über 70 Jahre alt, da die Mutter der Vor­besitzerin sie schon zu ihrer Hochzeit getragen hat und die Vorbesitzerin jetzt einige siebzig Jahre alt ist.

4) Zwei als Haube zu tragende Kopftücher, ein schwarzes und ein buntes. Das schwarze gehört zur Abendmahlstracht, das bunte zur Alltagskleidung und zum Kirchgangsanzuge. Diese Kopftücher werden namentlich von älteren Frauen heute noch sowohl in den Flämings- wie in den Buschdörfern getragen, aber mit dem Unterschied, dass die Bäuerinnen der Flämingsdörfer beide Zipfel des Kopftuchs über den Kücken herabhängen lassen, während die der Buschdörfer einen Zipfel über den Rücken, den andern über die Brust niederfallend tragen.

5) Eine scliwarzseidene grosse Flügelhaube aus Schialach, die gegen­über den haubenartig aufgesteckten Kopftüchern eine wirkliche Haube, ein festgefügtes Ganzes ist. Die Haube scheint unverkennbare Ähnlich­keit mit solchen des Spreewaldes zu haben. Solche Hauben werden nur zu besonderen Gelegenheiten getragen. Zum gewöhnlichen Kirchgang wird meist das Kopftuch angelegt.

(i) Einige Einsteck-Vorhemdchen als letztes Überbleibsel der Volks­tracht, das heute noch von den Bauern, auch von den jüngeren Burschen gern getragen wird. Zwei Typen dieses Bekleidungsstückes sind zu unterscheiden: schwarze und bunte. Die schwarzen werden auf dem Hohen Fläming, die bunten in den Buschdörfern und auf dem Niederen Fläming getragen, wo ebenfalls vorwiegend slavische Volksreste wohnen. Diese Vorhemdchen sind bei den Bauern sehr beliebt und werden heute noch gern gekauft, denn sie sind wattiert, halten warm, verdecken die getragene Wäsche undschmutzen nicht.

7) Ein buntseidenes Kopf band. Es dient bei den verheirateten Frauen zum Festhalten des Haares und wird straff um den Kopf ge­bunden, so dass es das Haar zurückhält und bedeckt. Es gilt nämlich als unschicklich und unpassend, wenn auch nur das geringste vom Haar unter dem Kopftuch oder unter der Haube hervorsieht. Diese Kopfbänder sind etwa drei Zentimeter breit und mit Seide bunt durch­weht. Obgleich das Kopfband von der Haube völlig bedeckt wird, so dass man nichts davon zu sehen bekommt, wird doch ein gewisser Luxus mit diesen Bändern getrieben. Das ist so auffallend, dass es beinahe scheint, als ob sich in diesem Bande möglicherweise eine Er­innerung an die mit silbernen Buckeln und prächtiger Filigranarbeit ge-