Heft 
(1903) 12
Seite
483
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14. (6. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres. 483

schmückten Stirnbändern erhalten hätte, die heute noch in Holland auf den Inseln Walcheren und Seeland üblich sind. Allerdings müssten sie dann auch von den Slaven der Buschdörfer übernommen worden sein, denn diese Bänder werden zu demselben Zweck auch dort getragen. Vielleicht ist aber der Gebrauch des Kopfbandes nur aus rein prak­tischem Bedürfnis (Bequemlichkeit und Zeitersparnis) hervorgegangen.

Wie diese Volkstrachten sich auf dem lebenden Körper ausnehmen, zeigt eine Reihe photographischer Aufnahmen, die u. M. Dr. Reichhelm auf eigens dazu unternommenen Ausflügen angefertigt hat. Darunter be­finden sich auch einige Trachtenbilder aus Dörfern des Niederen Fläming: Nieder-Görsdorf, Dennewitz, Danna und aus Ortschaften zwischen Jüter­bog und Dahme mit Abbildungen der dort üblichen Flügelhauben, an denen die Bänder der Flügel fächerartig in Falten gelegt sind; die Falten werden durch Pappe-Einlagen, auf die das Zeug aufgenälit ist, abgesteift und in ihi'er Form erhalten. Trachten aus der Gegend von Nieder-Görsdorf sind von Herrn Custos Buchholz im Oktober 19U0 in der 10. Versammlung vorgelegt und auf S. 337 des Dezemberheftes 1900 derBrandenburgs abgebildet.

Eine Abbildung der Festtracht mit Flügelhaube aus dem Dorfe Schlalach ist hier angefügt; die Trägerin des Anzuges ist allerdings keine Einwohnerin aus Schlalach. Zu beachten ist auch, dass in diesem Dorfe ebenso wie in den Dörfern Bardenitz und Pechüle die Bäuerinnen zum Kirchgang den Muff aus Lamm-, Hunde- oder Katzenfell auch im Sommer tragen.

An diesen mit grossem Beifall aufgenommenen Vortrag knüpfte sich eine lebhafte Diskussion, welche zunächst durch die Anfrage des Herrn Professor Dr. Rawitsch angeregt wurde, woher die Sitte, dass die Frauen von Eingehung der Ehe ab das Haupthaar verbergen müssen, stamme und wie dieser Brauch zu erklären sei. Herr Dr. G. Albrecht und Herr E. Friedei erinnerten an die Vermahnung des Apostel Paulus I. Korinther 11, 37:Ein jeglicher Mann, der da betet oder weissagt, und hat etwas auf dem Haupte, der schändet sein Haupt; ein Weib aber, das da betet oder weissaget mit unbedecktem Haupte, die schändet ihr Haupt, denn es ist so viel, als wäre sie beschoren. Will sich das Weib nicht bedecken, so schneide man ihr auch das Haar ab, nun es aber übel stehet, dass ein Weib verschnittene Haare habe oder beschoren sei, so lasset sie das Haupt bedecken. Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, sintemal er ist Gottes Bild und Ehre, das Weib aber ist des Mannes Ehre. Denn der Mann ist nicht vom Weibe, sondern das Weib ist vom Manne, und der Mann ist nicht geschaffen des Weibes willen, sondern das Weib um des Mannes willen. Darum soll das Weib eine Macht auf dem Haupte