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14, (6. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahre*.
Die heut aufgeworfene Frage der Herkunft weiblicher Tracht und- Mode, rege, gleich allen dergleichen Untersuchungen, allemal die Geister wider einander auf, wie das auch heut der Fall gewesen sei. Dasselbe hat sich ja auch zur Zeit des hochehrwürdigsten Apostel Paulus selbst zugetragen. Auch dieser ist mit seinen llaartrachtvorschlägen keineswegs auf einen übereinstimmend günstigen Boden in der neuen Christengemeinde zu Korinth gestossen. In der reichen Handelsstadt wohnten ausser den Griechen noch Vertreter vieler anderer Völker, ungefähr so vielleicht, wie es am ersten Pfingsttag in der Apostelgeschichte heisst „Parther und Meder und Elamiter, und die wohnen in Mesopotamien und in Judäa und Kappadozia, Pontus und Asia proconsularis, Phrygia und Pamphylia, Egypten, und an den Enden der Lybien bei Kyrene, und Römer, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber“, jedenfalls allerhand Nationen, bei denen verschiedene Haartrachten und verschiedene Ansichten darüber, ob es für die Ehefrauen geboten sei, das Haupthaar zu verstecken, sicherlich vorhanden gewesen sind.
Dem Apostel Paulus wird offenbar der Widerstreit hierüber so ver- driesslich, dass er denselben (Vers Iß) mit den Worten etwas ärgerlich abbricht: „Ist aber jemand unter euch, der Lust zu zanken hat, der möge wissen, dass wir solche Art und Weise nicht an uns haben.“
Friedlich und schiedlich werden auch wir uns — so schliesst der Vorsitzende — über die im Interesse der Heimatkunde nicht unwichtige volkskundliche Angelegenheit unter einander belehren und hoffentlich auch unter einander überzeugen, obwohl letzteres nicht einmal notwendig ist, da wie in so vielen anderen Dingen des Lebens so auch in der Wissenschaft oftmals aus verschiedenen Gesichtspunkten sehr wohl auch verschiedene Ansichten neben einander bestehen können.
Das beifolgende Bild, welches wir nach einer von Herrn Steinhardt entliehenen Kabinett-Photographie hergestellt haben, zeigt ein junges Mädchen (Treuenbrietzenerin) in der kleidsamen Schlalacher Sonntagstracht.
XV. Herr Kreis- und Stadt-Schulinspektor Dr. L. ,H. Fischer hält hierauf den Hauptvortrag des Abends: Berliner Zustände und Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts in satirischer Beleuchtung.
Der Vortrag wird, im nächsten Heft abgedruckt.
XVI. Nach der Sitzung zwangloses Beisammensein im Restaurant
„Zum Grossen Kurfürsten“ Potsdamerstr. 124. .. ■
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