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Robert Mielke.
einer deutschen Siedelung ersetzt worden, denn die Anlage des Kietzes deutet ja ohne weiteres auf die Verdrängung der slavischen Bevölkerung durch deutsche Ansiedler. Um den Alten Markt, der noch in den Tagen Friedrichs des Großen etwa 1 1/2 m höher lag als heute, dehnten sich weitlagig die Höfe an der Stelle des heutigen Schlosses und der benachbarten Brauer-Straße. Im äußersten östlichen Winkel, da, wo heute die Hl. Geistkirche steht, war die alte Burg, während sich die erste Kirche an Stelle der Nikolaikirche erhob. Im Alten Markt, in der Burg, der Brauer- und Burg-Straße haben wir also die älteste deutsche Dorfanlage vor uns, die in den gekrümmten Straßenzügen noch erkennbar ist und bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts Stadtrechte erhalten hat. Ein neues Schloß erstand 1374, und mit ihm erfolgte eine Erweiterung nach Westen, die — im Jahre 1550 durch einen verheerenden Brand in der Entwicklung gestört — erst unter dem Großen Kurfürsten wieder Ansätze zu einer örtlichen Ausdehnung nahm. Mit Joachim I., der das gegenwärtige Schloß zu bauen begann, setzen dann die persönlichen Beziehungen der Hohenzollern zu Potsdam ein. Sein Sohn Joachim II. und Johann Georg führten den Schloßbau fort; auch begannen sie dem Stadtbilde durch Erbauung von Häusern eine ansehnlichere Gestaltung zu geben. Immerhin bestand Potsdam 1040, beim Tode Georg Wilhelms, im wesentlichen aus nur vier Straßen: der Brauer- und Burgstraße, der Kriewitzgasse und dem Hohenweg.
Der eigentliche Schöpfer des neuen Potsdam ist der Große Kurfürst. Der dreißigjährige Krieg hatte viel Verwüstung in der Stadt angerichtet. Viele Bewohner waren von ihren Höfen verschwunden, diese zum Teil vernichtet. Aber des Fürsten Sorge ließ allein in der inneren Stadt 69 neue Häuser erstehen, welche, nach dem Namen der Besitzer zu urteilen, schon recht ansehnliche Gebäude gewesen sein müssen. In dem Neuen Markt war ein neuer Stadtteil entstanden, der bereits bis in die Gegend der Linden-Straße Vorgriff. Ferner wurde das Schloß neu aufgeführt und der Lustgarten durch Abdämmen der Havel angelegt und mit Wasserkünsten, Gartenhäusern und Statuen geschmückt. Durch massive, von Meinhard ausgeführte Bauten und durch die Freilegung des Alten Marktes, durch Bepflanzen einzelner Straßen mit Linden und durch die Planung einer großen, nach Westen führenden Prachtstraße, die allerdings später nicht mehr zur Durchführung kam, hatte der Große Kurfürst den persönlichen Anteil bekundet, den er an der Entwicklung der Stadt nahm. Nach einer Karte von 1683 zählte Potsdam damals neben dem Schloß noch eine Kirche, 187 Bürger- und 7 amtliche Häuser.
Durch die Zuschüttung des alten Grabens, der den Lustgarten vom Norden her durchquerte, war die Entwicklung der Stadt nach Westen hin freigegeben, die die spätere großzügige Planung der königlichen