Das alte und neue Potsdam.
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freundliche; meist war sie von Mißtrauen und eigenem künstlerischen Selbstbewußtsein getrübt. Ja, der große König hat durch seine persönlichen künstlerischen Gedanken, denen die technische Grundlage fehlte, oft schweres Ungemach über seine Baumeister gebracht und sich daher auch häufig in die Lage versetzt, ein fertiges oder halbfertiges Bauwerk wieder abbrechen lassen zu müssen, weil er die Ratschläge seiner Techniker mißachtet hatte. Darüber ist von diesen bitter geklagt worden; für uns liegt aber in dieser Tatsache ein Zeugnis für die intensive Mitarbeit Friedrichs an der äußeren Erscheinung der Stadt, ein Zeugnis von so überzeugender Kraft, daß man es vor der Kunstgeschichte nicht wird verantworten können, wollte man diese einzigartige Schöpfung des Königs leichtherzig verunstalten lassen. —
Abb. 3. Häuser am Kanal.
Die Straßenzüge erhielten durch die Bauten Friedrichs etwas Monumentaleres, als sie vorher besessen hatten. Überhaupt ist offenbar mit dem Verschwinden der Fachwerke ein strafferer, ein städtischerer Zug in das Bauwesen gekommen, der zum Teil von den öffentlichen Gebäuden, zum Teil aber auch von den architektonischen Abstufungen zwischen den einzelnen Straßen und Plätzen herzuleiten ist. Zudem lag in dem, von Friedrich Wilhelm I. begonnenen Kanalbau, der von Friedrich II. bis 1768 mit steinernen Brüstungen versehen und vollendet wurde, ein bedeutungsvolles Moment, das architektonisch in künstlerisch vollendeter Weise ausgenutzt worden ist. Das ganze Stadtbild hat dadurch gewissermassen eine ästhetische Achse gewonnen, von dem aus die leisen Schwingungen der friderizianischen Städtekunst in Abhängigkeit erhalten werden. Schon die wechselvolle Spiegelung der von hohen Laubbäumen