Heft 
(1908) 17
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Robert Mielke.

Gefährliche für den modernen Architekten, daß die Baumeister Friedrichs nicht aus ganz klaren Kunstquellen geschöpft haben, sondern aus abge­leiteten, die schon an sich den Geist ihrer Zeit auch in der Wiedergabe zeigten. Sie taten dabei das Natürlichste, indem sie sich entweder eng an ihre handwerkliche Überlieferung hielten oder, wie die Knobelsdorf, Gontard, Unger u. a. soviel Persönliches hineinflochten, daß ihre Fassaden stets einen Persönlichkeitswert haben, der nicht mit ästhetischen Ellen gemessen, sondern nur empfunden wer­den kann. Wie groß der Gegensatz zwischen echter und nachgemachter Kunst ist, belegt recht eindrucksvoll eine Gegenüber­stellung der Türme der Garnisonkirche und der neuen Kriegsschule. Dort der 1735 vollendete Turm, der in voll­endeter Harmonie aus der Baumasse aufsteigt ohne Härte, ohne Gewalt und doch reich gegliedert. Daneben der Turm der neuen Kriegsschule in akademisch konventionellen Formen, mit all der frostigen Eleganz, die nur auf dem Reißbrett entstehen kann. Wie hart und eckig, wie gequält

nimmt er sich neben den lebenatmenden weichen Linien des älteren

Werkes aus! Die ganz unmotivierten Ecktürmchen, die unruhigen Öffnun­gen, die dünnen Fäden des Fach­werks, das hier keine konstruktive Aufgabe zu erfüllen hat, sondern nur Ornament ist: sie künden mehr rech- nerischesWollen als künstlerisches Kön­nen. Bei der Gar-

Abb. 12. Königs-Allee am Berliner Tor.

Abb. 11. An der Langen Brücke.