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Robert Mielke.
hier die Folge rein mechanischer Bodenaufteilung in seiner nacktesten Dürftigkeit. Wie die Umstände nun einmal liegen — der Erweiterungsplan stammt aus der Zeit unserer ödesten Unkunst — läßt sich daran wenig ändern; indessen könnten seine üblen Nachwirkungen doch durch geeignete Bauvorschriften bis zu einem gewissen Grade gemildert werden. Die Grundsätze selbst sind schon in der Entwicklung vorgezeichnet, die die Königstraße als eine Hauptverkehrsader mit Mietshaustypen, die Nebenstraßen mit Villen besetzt hat. Freilich nicht durchgehends; auch hier ist diese klare und für die künstlerische Wirkung vorteilhafte Scheidung oft genug durchbrochen worden. Es dürfte aber noch möglich sein, mit dieser Entwicklung für die Zukunft Ersprießliches zu schaffen.
Bisher freilich haben die langweiligen Straßen eine Architektur hervorgerufen, die dem Aufteilungsplan würdig ist. Ehemals säumten kleine anspruchslose Landhäuser den Hauptweg, von denen noch manche geblieben sind, um einen Rückschluß auf eine baukünstlerisch glücklichere Zeit zu erlauben.
Leider verschwinden sie mehr und mehr, um einem großstädtisch sein sollenden Mietshause Platz zu Abb. 16. Berliner Vorstadt,
machen, das alle
Mängel des modernen Bauunternehmertums verstärkt zur Geltung kommen läßt. Was die Berliner Vorstadt an unverstandenem Architekturwerk hervorgebracht hat, genügt um ganze Reihen von Gegenbeispielen zu einer guten und wohnlicheren Bauweise zusammenzustellen. Alle Schwächen, welche aus Hilflosigkeit, Unverstand und theatralischer Effekthascherei hervorgegangen sind, findet man hier auf engem Raum bei einander, um auch dem Laien die Verkehrtheit dieser „Kunst“ begriffsklar zu machen. Man braucht nur einmal die nebenstehende Fensterumrahmung mit den schönen Umrahmungen friderizianischer Häuser zu vergleichen, um die unangenehmen Verhältnisse und den architektonischen Widersinn zu verstehen, der sich häufig an den Häusern breit macht, der bereits am unteren Geschoß mit mächtigen Konsolen einsetzt, um die völlig unsinnige Paradearchitektur zu tragen. Es ist immer derselbe Typus bei diesen Neubauten, ob es sich nun um eine
' isst