Heft 
(1908) 17
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Dr. W. Seelmann.

Und so wenden wir uns denn an alle unsere Mitglieder, an alle die, welche Interesse und Verständnis für unsere märkische Volkssprache haben, insonderheit an die Herren Geistlichen und Lehrer der Provinz Brandenburg mit der herzlichen Bitte, unser Unternehmen tatkräftig zu unterstützen. Sendungen und Anfragen bitten wir an unser Ehren­mitglied, Herrn Stadtschulrat Dr. L. H. Fischer, Berlin NW, Brücken­allee 22, zu richten, der in dankenswerter Weise die Sammlung und event. Herausgabe des eingehenden Materials übernommen hat.

Der Vorstand der Brandenburgia.

Anleitung zur Schreibung der Dialekt-Beiträge.

Entworfen vom Oberbibliothekar Professor Dr. W. Seelmann.

Es wird gebeten, die Sprachproben in lateinischer Schrift aufzu- zeichnen, auch die Rückseiten freizulassen und auf dem ersten Blatte über dem Texte den Namen des Ortes, dessen Mundart aufgezeichnet ist, erstens in hochdeutscher Form, zweitens, in Klammer gesetzt, in ortsüblicher mundartlicher Aussprache, drittens den Kreis anzugeben, welchem der Ort angehört. Beispiel; Prenden (Prengen), Niederbarnim.

Für die Schreibung der Sprachproben kann bei gleicher Aussprache die hochdeutsche Rechtschreibung in Anwendung gebracht werden, doch ist es erforderlich, daß in allen Fällen, wo die Schreibung die Länge eines Vokals zweifelhaft läßt, diese durch einen übergesetzten Strich kenntlich gemacht wird. Es ist z. B. en (ein), här oder hahr (hatte) zu schreiben, wo in diesen Worten langer Vokal gesprochen wird, en oder enn und harr, wo man kurzen Vokal spricht.

ln den märkischen Mundarten gibt es, besonders nach langen Vokalen, nachklingende, sehr kurze Vokale, welche in manchen Orten nur bei deutlicher Aussprache klar gehört werden. Diese überkurzen Vokale kennzeichne man mit dem Zeichen der Vokalkürze, man schreibe also, wo diese Aussprache sich findet, kuoe, bezw. kueke (.Kuchen), knoake (Knochen), bäeden (beten), fiel (fiel). Die Schreibung fiel würde nur dort anwendbar sein, wo dieses Wort ebenso wie im Hoch­deutschen klingt.

Wo ein ä gesprochen wird, schreibe man dieses oder ein e, z. B. dät oder det (daß), dän oder den (den).

Die harten S-Laute gebe man durch s oder sz, die weichen durch f wieder, z. B. tüe Hus (zuhause), inn Huf (im Hause); Asse (Axe), druffeln (schlummern).

Wo innerhalb eines Wortes nicht nach hochdeutscher Weise st, sp, sw, sondern seht, schp, schw gesprochen wird, schreibe man dem­gemäß, oder st, sp, sw, z. B. Förschta oder Första (Förster).