Heft 
(1908) 17
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Kleine Mitteilungen.

der derzeitigen Gewichtsberechnung für klingende Glocken entsprechend als Steinzentner anzusprechen. Ein solcher hatte das Gewicht von 22 Pfünd, das ist der fünfte Teil des alten 110 Pfund-Zentners. Die große Uhrglocke wog danach 27 Zentner 1 Pfünd = 595 Pfund = 297'/, Kilogramm, was gegen­über der obigen Feststellung (270 Kilogramm) die verhältnismäßig nur geringe Differenz von 27 V* Kilogramm ergiebt. Die kleine Uhrglocke wiegt nach der Chronik 10 Zentner 37'/, Pfund = 257 7, Pfund = 12874 Kilogramm. Der tatsächlichen Untersuchung gegenüber (150 Kilogramm) liegt hier ein Mehr­gewicht von nur 21 1/4 Kilogramm vor. Die Schätzung blieb somit der Angabe des Chronisten gegenüber für das Gesamtgewicht beider Glocken lediglich um 12 Pfund zurück, das sind 17» Prozent Gewichtsdifferenz, die das ganze Bild schwerlich irgendwie verschieben kann. Dasselbe gilt von der Preis­angabe, die der Chronist mit rund 350 Talern notiert. Jacobi erhielt, wie wir wissen, für den Zentner h 100 Pfund der zurückgegebenen Singspiel­glocken (Metallgewicht, Metallwert) 30 Taler. Das Gewicht der beiden Spandauer Uhrglocken beträgt etwa 8 7, Zentner ä 100 Pfund = 255 Taler. Rechnet man die Kosten für Transport, Montage, Zollabgaben mit etwa 33 Vs Prozent = 85 Talern hinzu, im ganzen also 340 Taler, so ist die Preis­angabe der Chronik (350 Taler) bis auf die geringe Differenz von 10 Talern als völlig gesichert anzusprechen. Das von Spandau etwa abgegebene aus dem Brande von 1740 gesammelte alte Glockengut (Bronzel bleibt hier frei­lich außer Ansatz: der Gießer behielt oder berechnete es in Anbetracht der Abgabe der beiden schönen, fertigen, an sich wertvolleren Singspielglocken als Draufgabe. Wir schließen hiermit unsere Ausführungen über die Uhr­glocken der St. Nikolaikirche zu Spandau, jener geschichtlich so bedeutsamen Kirche, der man mit Recht auch in der Geschichte ihrer Glocken allseitig ein so lebendiges Interesse entgegenbringt. Dem ausgesprochenen Wunsche des Herrn Oberpfarrers Recke: der jetzt so farbenprächtig renovierten Nikolaikirche möchte recht bald ein großes, schönes, nach allen vier Himmels­richtungen ausklingendes harmonisches Viergeläut unter Verwendung der beiden vorhandenen größeren Läuteglocken und unter Einführung eines elektrisch betriebenen Läutewerks erstehen, kann nur der beste Erfolg ge­wünscht werden. Der Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation, dem die besten Referenzen zur Seite stehen, speziell auch in der Herstellung eines wirkungsvollen, harmonischen Geläutes von Bronze- und Gußstahlglocken zu­sammen, ist der Sache bereits näher getreten; er empfiehlt den beiden vor­handenen Bronzeglocken in d und g, zwei neue Gußstahlglocken in h und e, also mit dem Vierklang h d e g, anzufügen. Aber über den Läute­glocken, in schwindelnder Höhe der Turmhaube, ertönen die Uhrglocken, deren eigenartige Geschichte uns beschäftigte. Mögen sie noch späteren Geschlechtern das ihnen aufgeprägte Wort des 150. Psalms jauchzend zurufen: Alles was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja!

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchruckerei, Berlin, Bernburgerstrasse 14.