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20. (18. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
In dieser Weise ist der Voranschlag der Stadtverordneten-Versamm- lung vorgelegt. Mit der letztem ist eine besondere Verwaltungs-Deputation für das Amt vereinbart, bestehend aus 2 Magistratsmitgliedern, 4 Stadtverordneten und 2 Bürgerdeputierten.
Der Direktor des Amts, Herr Geh. Regierungsrat Dr. Proskauer, empfing die Teilnehmer in freundlichster Weise und stellte sich mit den Herren Prof. Sobernhein, Dr. Fendler und Dr. Haack für den Rundgang zur Verfügung. Wir sprechen für die empfangene Belehrung und aufgewendete Mühewaltung allen diesen Herren, insbesondere dem Herrn Direktor unsern verbindlichsten Dank auch an dieser Stelle gern aus.
Der Erste Vorsitzende, Herr Geheimrat Stadtrat Friedel, machte, nachdem die Erschienenen sich in dem großen Vortragssaal versammelt hatten, zunächst auf die merkwürdigen Wandlungen aufmerksam, welche diese Stelle von Alt-Kölln im Lauf der Zeit erfahren.
Der gelehrte Berliner Buchhändler Friedrich Nicolai sprach um 1760 seine Überzeugung aus, daß der Stadtteil Kölln seinen Namen nicht vom Lateinischen Colonia, sondern vermutlich von dem wendischen Wort Kol, Kolne s. w. a. Pfahl, Pfahlwerk, Pfahlbau erhalten haben möge. Dies divinatorische Wort des alten Nicolai, der selbst in Alt- Kölln, Brüderstr. No. 13 wohnte, ist vor etwa 10 Jahren, als die Mühlendammschleuse wegen des neugeplanten Großschiffahrtsweges erbreitert, das Spreebett vertieft, auch der Mühlendamm und die ganze Nachbarschaft bis zu den städtischen Grundstücken an der Fischerstraße umgestaltet werden mußte, glänzend bewahrheitet worden. Der Spreeboden wurde auf lange Zeit und weite Strecken freigelegt, die Mitglieder der Brandenburgia stiegen vor Jahren selbst in das trockene Flußbett hinab und sahen, was sich an menschlichen Kulturresten hier vor vielen hundert Jahren angehäuft und erhalten hatte. Neben den Pfahlsetzungen des christlichen Mittelalters, die als Mühlendamm und Mühlenwehr gedient hatten, erschienen viele tausende von aufrecht stehenden teils ganzen, teils gespaltenen Baumstämmen sowie querliegende Hölzer, auf denen offenbar Hütten oder dergleichen in wendischer Zeit errichtet gewesen waren.
Nach der Ausbeute, welche leider nicht vollständig an das Märkische Museum, vielmehr durch Vertrödeln seitens der Arbeiter massenhaft auch in Privatliebhaberhände gelangt ist, d. h. lose Altertümer (Urnenscherben, Steingerät aller Art, aus Flint und anderem Material, roh zugeschlagenen Feuersteinen u. dgl.) ließ sich erschließen, daß zwischen den beiden Spreeufern auch in vorwendischer d. h. in germanischer Zeit ein reger menschlicher Verkehr stattgefunden hat.
In wendischer Zeit — für mindestens ein halbes Jahrtausend — bedeutet die Spree und der Spreeübergang hier die Grenze zwischen