Issue 
(1908) 17
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21. (8. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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fördern. Lehrte, in dessen nächster Umgebung die Lichtbilder gesammelt sind, ist innerhalb eines Menschenalters ans einem kleinen ländlichen Dorfe zu einer Stadt mit verzehnfachter Bevölkerung emporgewachsen, in­folge Anlage des Eisenbahnknotenpunktes auf seiner Feldmark; und so war es hier dringend genug, alles zu sammeln, was geeignet erscheinen konnte, Heimatschutz und Heimatkunde und durch beide die Heimatliebe einer Bevölkerung, in der mehr und mehr die heimischen Bestandteile in den Hintergrund traten, nahe zu bringen.

B. Persönliches.

IX. Herr Professor Dr. Otto Reinhardt, unser hochgeehrtes langjähriges Mitglied, Direktor der 2. Realschule, Weißenburgerstraße 4a, feierte am 14. d. M. unter großer Anteilnahme seinen 70. Geburtstag. Als Naturforscher hat Herr R. einen ausgezeichneten Klang. Für unsere Provinz hat er sich insbesondere verdient gemacht auf dem botanischen Gebiet durch eine Beschreibung unserer Moose, auf dem zoologischen Gebiet, als bester Kenner unserer brandenburgischen Schnecken und Muscheln, durch eine hierauf bezügliche topographische, im Aufträge des Märkischen Provinzial-Museums verfaßte Schrift, sowie durch einzelne bezügliche Arbeiten in Fachzeitschriften. Auf palaeontologischem Gebiet gilt er als vorzüglicher Kenner unserer fossilen Konthylien, namentlich des Tertiär (Miocän und Oligocän). Der Vorstand hat u. M. beglück­wünscht. Die Brandenburgs wünscht Herrn R. einen noch langen, all­zeit gesegneten Lebensabend.

X. U. M. Kunstmaler Johannes Zehngraf ist uns bedauer­licher Weise am 8. d. M. durch plötzlichen Tod entrissen worden. Vor zwanzig Jahren von Kopenhagen nach Berlin übergesiedelt, erfreute er sich eines ausgezeichneten Rufes als Miniatur-Porträtmaler. Er hat es verstanden, die halbverschollene edle Kleinmalerei erfolgreich wieder zu beleben. Kleine derartige Porträts von ihm wurden mit 500 Mark bezahlt, was ich auf Wunsch mitteile. Unser Ausschußmitglied Herr Hofjuwelier Teige ist glücklicher Besitzer verschiedener von Zehngrafs Meisterhand hergestellter Miniaturporträts.

C. Naturgeschichte und Technisches.

XI. Berliner Raphia-Stickerei. Auf Wunsch lege ich Ihnen den gewöhnlichen, jetzt üblichen Blumenbast vor. Früher diente als solches Bindemittel der Lindenbast, meist aus Rußland eingeführt, der infolge der argen Baumverwüstungen daselbst rar geworden ist. Ins­besondere die finnischen Stämme des weiten Zarenreichs bedienen sich des Lindenbasts als Fuß- und bis zum Knie auch als Beinbekleidung. Der Lindenbast ist durchlässig und spröde. Er wurde hier und da