Heft 
(1908) 17
Seite
52
Einzelbild herunterladen

52

21. (8. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

durch ungeheure Schwärme eintreten würde. Ich bin vorläufig der entgegengesetzten Meinung, indem ich hoffe, daß der Winter die verirrten Schwärmlinge, ohne daß sie für Nachkommenschaft sorgen konnten, vernichtet hat, bezw. noch vernichten wird, ich vermute daher in diesem Jahre eher ein vermindertes Auftreten. Trotzdem wollen wir gern eine Bekanntmachung des Landrats des Kreises Teltow, Herrn von Achenbach mitteilen, die Mittel zur Vorbeugung gegen die Mückenplage an die Hand gibt. Bekanntlich legen die Stechmücken ihre Brut gern in stillstehende Gewässer, Moräste, schilfige und sumpfige Fluß-, See- und Teichufer, Wasserbassins, Tümpel, Regenpfützen, Regentonnen, Gießkannen, Blumen­topfuntersätze usw. ab. Derartige in Frage kommende Wasserflächen werden innerhalb eines Sommers einige Male in Breslau zehntägig mit Petroleum oder Sabrol bedeckt, ein verhältnismäßig einfaches Ver­fahren, da sich diese Flüssigkeiten bei kleinen Gewässern von selbst über die Oberfläche verbreiten; bei größeren Gewässern bedient man sich zur besseren Verteilung einer Gießkanne, bei Sümpfen feinverteilender Spritzen. Diese Arbeiten haben bereits im April zu beginnen. Wichtig ist zur jetzigen Jahreszeit die Vernichtung der überwinterten Mücken- weibchen. Die Überwinterung erfolgt meist in kühlen, besonders nach Norden belegenen Räumen, wie Kellern, Souterrains, Treppenhäusern, Dachböden, Schuppen, Ställen usw., vielleicht auch Erdhöhlen und Laub­haufen. Die an den Wänden und Decken sitzenden Mücken werden in den Wintermonaten geeigneterweise mit Spirituslampen in Blechgefäßen, unten mit einer Tülle, um einen Stock hineinstecken zu können (nach Art der Raupenlampen) abgesengt. Auch Stangen mit in Petroleum getränktem Werg sind hierzu geeignet. In Worms gebraucht man Spiritusfackeln, in Breslau Lötlampen, außerdem ein Pulver Rp. Pulv. Fruct. Capsic. 400,0, Flor. Chrysanth, cinerariae fol. coctus Dalmat. 200,0, Pulv. Rad. Val. off. 200,0, Pulv. nitr. 200,0. Misce exactissime. Der Preis des Pulvers beträgt 30 bis 35 Pf. für 100 gr, ist somit selbst für größere Räume nicht erheblich. Die Anwendung ist folgende: Von dem Pulver werden in flachen, etwas erhöht gestellten, möglichst gleich­mäßig verteilten Schalen etwa drei Eßlöffel auf je 50 Kubikmeter Luft­raum abgebrannt. Hierbei entwickelt sich alsbald ein überaus husten­reizender Rauch, dessen Entweichen man durch Verkleben der Keliertür und -fenster mittels Papiers leicht verhindern kann. Öffnet man die Räume nach Verlauf von zwei bis drei Stunden, so findet man die Mücken fast sämtlich tot am Boden, wo man sie der Sicherheit wegen zusammen­fegt und verbrennt.

Ich bitte meine Vermutung, daß im Jahre 1908 die Mückenplage, eher geringer sein mag, als man vermutet, durch fleißige Beobachtungen zu kontrollieren.

Nachträglich hat Herr Professor Dr. Dahl, als hervorragender