21. (8. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
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könne, und Kahle hatte sich bereit erklärt, den Beweis seiner Leistungsfähigkeit zu erbringen. M.an teilte einen Hammel in 12 Portionen und setzte sie ihm nach urut'nach vor. Der aber hatte auf einen im ganzen gebratenen Hammel gerechnet, hielt daher die einzelnen Portionen für Vorgerichte und fragte bei der zwölften, ob denn der Hammel ni cht bald käme; er würde ihn sonst vielleicht doch nicht „schaffen“. Dieselbe Volkssage geht in Neuensund um; sie hat liier sogar das Gewand der Poesie angelegt. Nur tritt au die Stelle des Hammels das Kalb. Leider war es bisher nicht möglich, den Wortlaut des ganzen Gedichts festzustellen. Es sind nur noch einige Bruchstücke bekannt. Sie lauten:
Ansicht von Neuensund
In Hammelstall un Neuensund
Dan hebb’n sen niegen Knecht je tzun d.
Da föddert föftein Dahler Lohn He wull wohl freten un wenig dohn.
Nun geht die Sage in Prosa weiter; sie meldet, daß der Herr von Neuensund mit einem andern wettete, sein Knecht könne ein ganzes Kalb verzehren. Die Wette wird in ähnlicher Weise wie in Wittenberg zum Austrag gebracht:
Man delt dat Kalv in tein Portschon;
Dunn kömmt min Krischan angeschruppt,
He knöpt sich ierst dat Hosgurt upp Un as he was bit negens Portschon,
Dunn seggt he: Nu bringt mi bald —
Süß schaff ickt nich — dat grote Kalv!
Mit gütiger Erlaubnis reproduzieren wir eine der in dem Verlag von Herrn Photograph H. Bernhardt, zu Strasburg U. M., erschienenen
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