Heft 
(1908) 17
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21. (8. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

Ansichtskarten, darstellend die Dorfstraße von Neuensund nahe der Kirche.

XX. Volkstümliches Gebäck. Frl. Elisabeth Lemke schreibt uns Nachstehendes:

S. Brandenburgia-Heft Nr. 12, 1907; S. 406 Die kleinen Gebäcke zumGlückgreifen sind 1. Ring, 2. Mann und Frau, 3. Kind, 4. Geld, 5. Brod, 6. Kreuz resp. Schicksal, 7. Tod, 8. Himmelsleiter, 9. Iliinmels- schlüssel. Diese Figuren werden heimlich unter neun umgekehrte Teller gelegt. Nach der Reihe darf jeder dreimal drei Teller, deren Inhalt beim zweiten und dritten Male heimlich verändert werden muß, aufheben.

XXI. Hierauf hielt, u. M. Herr Direktorial-Assistent Dr. Kurt Regling einen Vortrag betitelt:Vorläufer unseres Geldes. Der selbe wird ausführlich in einer Fachzeitung erscheinen. Herr Regling hat aber die Güte uns folgenden Auszug mitzuteilen:

Vorläufer unseres Geldes

Von dem Geldwesen in der Mark vor dem Umlaufe von Münzen kann mangels direkter Zeugnisse nur die Betrachtung der entsprechenden Zustände anderer Völker und Landschaften eine Vorstellung geben. Von hier aus Analogieschlüsse auf unsere heimischen Verhältnisse zu machen, ist nun gerade auf diesem Gebiete durchaus zulässig, da das Geldwesen bei allen Völkern und zu jeder Zeit die ungefähr gleiche Entwicklung genommen hat.

Die ursprüngliche Wirtschaftsform des Menschen, die Eigenwirt­schaft, wird bald durchbrochen durch das Prinzip der Arbeitsteilung; dies führt dazu, daß einzelne Mitglieder der Gesellschaft nicht mehr alle Lebensbedürfnisse sich selbst bereiten, sondern sich auf bestimmte Tätig­keiten beschränken und tür die Erzeugnisse dieser Tätigkeit sich das zum Leben Nötige eintauschen. Wertmesser bei diesem Tausche sind daher zunächst die einfachsten Lebensbedürfnisse, also die Nahrung: Getrocknete Fische waren der Wertmesser auf Island, wo das WortFisk auf eine Kupfermünze überging, in Neufundland, bei den Skythen in Südrußland, worauf die Fischform einiger Münzen von Olbia weist, Getreide im Zweistromland, in Island und anderswo, Salz in Mittelafrika, Tee in Ziegelsteinform gepreßt bei den Tataren, Reis in Ostasien, anderwärts Tabak, Zucker, Kakao, Palmöl, in Ostfriesland gar die Tonne Bier. Die Hauptrolle aber spielt in diesem Zusammenhänge das Vieh, der Hauptreichtum des Menschen in älterer Zeit. Auf Vieh als Wertmaßstab weist die Ableitung der Wortepecnnia,Kapital, fee,rupee, weist die Verwendung von Rind (bous) statt Geld in alt­griechischen Redensarten. Direkte Beispiele für Viehgeld bietet Homer, die Gesetze des Drakon von Athen, die römischen Gesetze vor 430, die