Heft 
(1908) 17
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21. (8. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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Zend-Avesta-Bücher, das Gesetz der ripuarischen Franken und altirische, norwegische und isländische Gesetze. Noch heute bildet das Vieh den Wert- maßstab bei vielen Naturvölkern in Mittel- und Südafrika, Mittel- und Ost­asien. Neben den einfachsten Nahrungsmitteln tritt anderwärts aber auch das als Geld auf, was zur Befriedigung des nächstwichtigen Lebens­bedürfnisses, der Kleidung, dient, also: Felle in den Polarländern und im alten Rußland (russ. kuny = Geld ist der plur. von kuna = der Marder, d. i. Marderfell), Stücke von Wollstoff, Baumwollzeug oder Lein­wand in Hinterindien, West- und Mittelafrika, wo der AusdruckMacuta, ursprünglich die als Kleidungsstück dienende Schürze bedeutend, auf eine Münze überging; in Ostfriesland war Wollzeug und Leinwand noch bis tief ins Mittelalter die Rechnungsmünze, und die Ausdrücke für bestimmte Quantitäten dieser StoffeReilmark undLeinmark blieben noch bestehen, als längst das Metallgeld eingeführt war. Auch für Island, Schweden, Rügen und Böhmen haben wir mittelalterliche Zeugnisse für solches Zenggeld. Auch Gerätschaften haben zuweilen den Wert­messer abgegeben, Tonkrüge in Hinterindien, Flinten in Dahomey, Angelhaken auf den Karolinen usw. Noch häufiger dienten Schmuck­sachen als Geld, besonders die von der Natur frei dargebotene Kauri­schnecke (nichtMuschel), im ganzen Küstengebiet des indischen Ozeans in Siam ist das Wort für Muschel (pei) zugleich eine Geldsorte und bis tief ins Innere von Asien und Afrika hinein. Muscheln bez. Schnecken­gehäuse als Geld finden wir auch in der Form der Wampumgürtel bei den Indianern Nordamerikas, anderwärts Tierzähne, die man als Schmuck verwendete, endlich die vom europäischen Markte eingeführten Glas­perlen, in Mittel-Afrika in Ringen aufgereiht und diese in bestimmter Weise zu Bündeln vereinigt.

Mehrfach läßt sich auf dieser Stufe des Geldwesens beobachten, wie außer dem Stoff auch schon die Form die Geldesqualität bestimmt, z. B. die Ziegelsteinpressung des Tees, besondere Formen des Salzes, die Aufreihung der Muscheln zum Wampumgürtel, der Glasperlen zu Ringen und Bündeln.

Jenen Geldformen hafteten nun mannigfache Nachteile an, die bei entwickelter Kultur sich bald geltend machten: die Unmöglichkeit län­gerer Aufbewahrung bei den Nahrungsmitteln, die Unteilbarkeit des ein­zelnen Stückes Vieh, der große Raum, den die Ansammlung erheblichen Kapitals in Zeug- oder Muschelgeld erforderte u. dgl. Auch fiel ihr Wert als Tauschmittel fort, sobald der Verkehr sich auf Stämme von anderer Lebensgewohnheit erstreckte, wie z. B das Hütevieh beim Tausch mit dem benachbarten Gebirgsbewohner nicht in Frage kam.

Diese Nachteile vermied der Wertmesser, der uns noch heute in Form der Münzen dient, das Metall. Seine beliebige Teilbarkeit und geringe Raumausdehnung, seine gleichbleibende Qualität und gleichmäßige