Heft 
(1908) 17
Seite
68
Einzelbild herunterladen

68

21. (8. ordentliche) Versammlung dea XVI. Veroinsjahres.

Nützlichkeit für jedermann machten es dazu besonders geeignet. Zinn, Blei, Eisen, vor allem aber Kupfer, Silber und Gold haben diese Rolle gespielt. Die erste Form, in der uns Nietall als Wertmesser begegnet, ist die eines Gebrauchsgegenstandes. Primitive Denkart konnte mit dem rohen Metall den Begriff der Werthaftigkeit noch nicht verbinden, es mußte seine Verwendungsmöglichkeit vor Augen treten. Eine weitere Stufe ist dann die, daß das Metall nur noch in der Form eines Ge­brauchsgegenstandes hergestellt wurde, ohne aber wirklich verwen­dungsfähig zu sein. So sind in Gallien und Germanien Schätze von Metallbeilen (Kelten) gefunden worden, die nach der Form der Tülle und der Anbringung der Dekoration praktisch unverwendbar sind; die inesserförmigen Kupfermünzen im alten China und die im alten Griechen­land schatzweis gefundenen Doppelbeile haben keine Schneide; ähnliches gilt von dem Geld in Form von Hacken in Westafrika, von Angelhaken in Hinterindien. Metallgeld in Form von Dreifüßen stiftet Achilleus bei Homer als Siegespreise; die Beile, durch die Odysseus bei Homer seinen Pfeil schießt, sind wohl gleichfalls Schatzbeile. In Argos dienten Eisenstäbe in Bratspießform als Geld, die dann Pheidon, der Ordner des peloponnesiscben Maß- und Gewichts Wesens, abschaffte und der Hera weihte: man hat sie bei den Ausgrabungen des Ileratempels in Argos gefunden; das Wort für Bratspieß ging auf eine Münze über (obolos). Beliebt war das Metall auch in Form von Schmucksachen, besonders von Ringen. Ringgeld finden wir im alten Ägypten, in Vorderasien, Phönicien und bei den Juden, bei den britischen Kelten und anderwärts, auch aus prähistorischen Funden in Troia, Cypern, Skandinavien usw. ist es bekannt.

Eine neue Phase der Entwicklung bezeichnet die Loslösung des Geldbegriffes vou der Gebrauchsform des Metalles, der Übergang zum zugewogenen Rohmetall in Bruchformen oder handlichen Guß­stücken (Barren). Die formlosen Kupferstücke Mittelitaliens (aes rüde), der Goldstaub in Federkielen bei den Mexikanern, die Silberklümpchen (Tikals) der Siamesen, die Goldkörner oder -linsen in Etrurien, Troia und als nuggets bei den Goldsuchern Nordamerikas, die Silberkuchen, die man im alten Ägypten zusammen mit fremden Münzen und Münz- brucli gefunden hat, sie alle gehören hierher. Uns interessiert hier be­sonders das Hacksilber des deutschen Mittelalters, weil es, auch in der Provinz Brandenburg in einigen 20 Funden gehoben, den Zustand des Geldwesens darstellt, bevor man hier was etwa Mitte des 12. Jahrhunderts geschah zur Prägung eigener Münzen schritt. Diese Hacksilberfunde setzen sich zusammen aus ganzen und beliebig zer­brochenen oder zerhackten Schmucksachen, ganzen oder zerhackten fremden, besonders islamischen Silbermünzen sowie gauzen oder zerhackten Gußstücken von Silber in Platten, Stäbchen u. dgl. Man wog das Silber ab