Heft 
(1908) 17
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21. (8. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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und zahlte damit. Die in jenen Funden vorkommenden islamischen Münzen sind von besonderem Interesse, weil sie Zeugnis geben von dem ausgedehnten Handel, der damals aus Skandinavien, den Ostseeküsten, dem ostelbischeu Deutschland und dem inneren Rußland die Waren, be­sonders Pelzwerk und Sklaven, in die blühenden islamischen Länder führte; die bedeutende Rolle, die Pelz werk dabei spielte, spiegelt sich im Worte Kürschner, vom türkischen kürk = Pelz wieder. Die Vermittlerrolle fiel dabei, wie das Vorwiegen ihrer Münzen lehrt, dem mächtigen Reiche der Samaniden zu, vom kaspischen Meere aus östlich zum Amu darja und Syr darja reichend, und weiter nördlich besorgten die Chasaren um Itil, weiterhin einerseits die Waräger-Russen um Kiew, andererseits die Wolgabulgaren den Zwischenhandel. Die Zeit der sächsischen und fränkischen Kaiser ist es, während der dieser Handel blüht. Der Zerfall des Samanidenreiches und Völkerverschiebungen in diesen Gegenden sowie der Beginn des Levantehandels der italienischen Städte auf dem See­wege im Kreuzzugszeitalter führten sein Ende herbei. Damit hören auch die Hacksilberfunde auf, und sehr bald danach beginnt ja mit der Ger- manisierung und Christianisierung der Mark auch der Übergang zur heutigen Form des Geldwesens, zur Münze.

Kehren wir in den geldgeschichtlichen Zusammenhang der Hack­silberfunde zurück. Die rohe Form bloßer Metallbruchstücko weicht früher oder später einer Ausbringung in handlichen Formen, in Barren. Ihre Gestalt ist recht verschieden. Bald sind es mehr oder weniger dünne Platten, wie der Silberbarren mit der eingeritzten Inschrift eines He- titerkönigs um 700 vor Christi Geburt, das sogenannte aes signatum der Römer im 4. und 3. Jahrhundert vor Christi Geburt und ihre Silberbarren in der Kaiserzeit, die Goldkobans und Silberitzebus der Japaner, und die Kupferplatten mit Wertstempeln, die in Schweden im 17. und 18. Jahr­hundert zeitweilig statt der und neben den Münzen umliefen. Stangen­formen haben viele der mittelalterlichen Silberbarren in den Ostsee­ländern und in Rußland; wie Siegellackstangen sehen die römischen Goldbarren der Kaiserzeit aus, anderwärts kommen Formen vor, die an Zungen, Nägel, Brote, Kuchenfladen und Ziegelsteine erinnern. In China, dem klassischen Lande des Barrensilbers, und ebenso im deutschen Mittelalter überwiegt die gewölbte Rundscheibe mit eingebogenem Rande; diese Form zeigt auch das märkische Fundstück derart, der zu Lässig gefundene Barren mit der eingestempelten Rose von Pyritz.

Zur Schaffung von Kleingeld bei Bezahlung kleinerer Summen zerhackte oder zerbrach man die Barren. Schon bei Ringgeld ist dies zu bemerken, wie denn die freigebigen nordischen Könige alsRingbrecher gepriesen werden. Für die Barren weist das häufige Vorkommen von Barrenbruchstücken darauf hin (aes signatum, Barrenfunde des Mittelalters), und aus dem Altertum wird diese Sitte gleichmäßig für Hispanien und