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21. (8. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
die Äthiopen berichtet. Die russische Münzeinheit, der Rubel, führt etymologisch auf dieselbe Sitte zurück (von „rubit“, abhacken). Bei manchen Barren (z. B. aus den Funden von Troia) erleichtert eine Musterung oder regelmäßige Einkerbungen das Zerhacken in Teile von bestimmter Größe.
Im Verlaufe der Entwickelung tritt überall das Bestreben hervor, die Reinheit des Metalls oder wenigstens den landesüblichen Feingehalt durch eine Marke zu bezeichnen oder zu garantieren; so hat das römische aes signatum ein Bild und zum Teil sogar die Staatsaufschrift, so trägt der hetitische Barren den Königsnamen, anderwärts besorgen dies nachträgliche Einstempelungen oder in Ostasien Tuschaufschriften. Damit war ein erster Schritt vom Barren zur Münze getan. Nebenher geht ein zweiter, die wenn auch ungefähre Ausbringung auf ein rundes Gewicht, das so nur noch der Nachprüfung mit der Wage bedurfte. Derartiges ist schon beim ägyptischen Ringgeld und anderswo auf jener Entwickelungsstufe zu bemerken, beim Barrengelde trifft es für das römische aes signatum und manche deutschen mittelalterlichen Silbei'barren zu. Im Hacksilberfund von Sonnewalde in der Mark waren je ungefähr gleiche Mengen Metalls in Beutel gepackt; auf ähnliches weist hin unser der Gaunersprache entlehntes Wort „Kies“ vom arabischen „kis“ = Beutel, die römische Münzbezeichnung „follis“ (ursprünglich bedeutet es auch „Beutel“) und die türkische Rechnungsmünze „Beutel“ (= 500 Piaster).
Sobald nun jene Garantieen von Feingehalt und Gewicht sich vereinigten, sobald sie ferner von einer Autorität ausgingen, die für einen gewissen Bezirk maßgeblich war, sobald endlich die betreffenden so garantierten Metallstücke klein und handlich, also etwa kugelrund oder später scheibenrund hergestellt werden, ist aus dem Barren die Münze geworden. Dieser Schritt ist in unserem Kulturkreise anscheinend im 7. Jahrhundert vor Christi Geburt im Reiche der lydischen Könige geschehen; die Handelsblüte ihres Reiches, hauptsächlich auf den griechischen Küstenstädten beruhend, erforderte einen geregelten Wertmesser, und die Macht dieser Könige ermöglichte ihnen die Durchführung. Für den Großverkehr aber erhielt sich der Barren neben den Münzen durch alle Zeiten hindurch; ein großer Teil der vorhin als Beispiele genannten Barren stammt aus Zeiten und Gegenden, die längst sich der Münzen erfreuten, und viele solcher Barren sind zusammen mit Münzen der betreffenden Gegenden gefunden worden. Ja auch heute noch besteht z. B. der Metallvorrat der Reichsbank zum Teil aus Goldbarren.
Wie so einerseits neben der Münze ihr Vorläufer, der Barren, fortexistiert, so ist ihr in neuerer Zeit in dem Anweisungswesen ein gefährlicher Nebenbuhler geworden, der sie vielleicht bald auf den täglichen Kleinmarktsverkehr beschränken dürfte: Banknoten, Wechsel, Giro- und Scheckverkehr beginnen die Transaktionen in gemünztem Metallgelde