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Kleine Mitteilungen.
tanzplätzen (Bodetal, Damberg bei Girkhausen, bei Hemschler in Westfalen usw.) zu Ehren des Teufels (d. h. in diesem Falle Wodans) das Frühlingsfest mit Tanz und wüstem Gelage feiern. Dann ist aber „der Teufel los“, und diese volkstümliche Redensart erklärt sich aus der Überzeugung, daß der Teufel, der häufig als gefesselt gedacht wird, unablässig an seiner Kette feilt, bis sie zu Jacobi so dünn geworden ist wie ein Zwirnsfaden. (Deshalb muß der Schmied bekanntlich die kalten Schläge auf den Amboß tun, um die Kette wieder fest zu schmieden!) Es ist auch wohl kaum ein Zufall, daß der „Tanzberg“ neben der vielberühmten Schmiede von Jüterbog in der Nähe jenes alten Steinkreuzes liegt, welches die Volkssage zu einem Denkmal für die Einführung des Christentums zu stempeln versucht. Hier berühren sich die Gegensätze wie im Geckenberntchen bei der kölnischen Prozession. Die bisher aus religiösem Wahnsinn erklärten Tänze, welche im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts in Deutschland zu Bestzeiten auftraten, erhalten so eine eigenartige Beleuchtung; der Tanz verliert den Charakter der Volksbelustigung und eines Gesellschaftsspiels und stellt sich als eine Form mittelalterlicher Gottesverehrung dar, deren Gegenstück der Tanz der Hexen in der Walpurgisnacht ist, welcher aus mythologischen Vorstellungen entsprang. Und so ist denn wohl auch der Name Jäckedanz und die sich an denselben knüpfende Volkssage als der Niederschlag dunkler Erinnerungen an einen altheidnischen religiösen Kultus aufzufassen. Ferner ist anzunehmen, daß dieser Kultus allmählich seinen religiösen Charakter abstreifte und der Tanz später zu einer in moralischer Hinsicht nicht immer ganz einwandfreien „Volksbelustigung“ wurde. So gingen aus den Jäcketänzen wohl die „Adamstänze“ hervor, bei welchen man sich völlig unbekleidet dem Tanzvergnügen hingab, und die in ihrem Namen an die von Prodieus gestiftete Sekte der Adamiten, in ihrem ausschweifenden Charakter aber an die berüchtigten Picarden des 14. und 15. Jahrhunderts erinnern. Daß die Jäcketänze zuweilen die Form von Adamstänzen annahmen, darauf deutet der noch heut ins Arensdorf bekannte Zug der Volkssage, nach welcher auf dem Jäckedanz oft Unzucht getrieben wurde. (Ober-Barnimer Kreisblatt, Sonntagsbeilage Nr. 248 von 1905, mitgeteilt durch Herrn Rektor Otto Monke).
Volkstümliche Namen für Naturdinge etc. in Schleswig-Holstein., Storch: Adebar. Eidechse: Sünndrang (Mark: Atisse!) Frosch: Pogge Tutz, Brettfoot. Bienenkorb: Rump. Mistkäfer: Schellkatte. Schwarzkäfer: Schellbiter — in die Höhe: in fei’n. Frühstück: Frukkost (Ucker- mark: Kleinmittag). Schlachtfest: Swinsköst. Spinntenessen: Brakköst. Köst: Gastmahl Essen. R . Jülicher.
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