Heft 
(1908) 17
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24. (9. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

gestellt worden, daß die oberste, der jüngsten Periode entstammende Schicht höchstens eine Verwitterung von */» m zeigt, die darunter liegende eine solche von 1 Va - 2 m, die tiefste Schicht aber eine solche von 89 in. Es folgt hieraus unter Berücksichtigung des oben Gesagten, daß sich in ihrer Dauer die drei Zeiten, die zu diesen Ablagerungen führten, gegen­einander verhielten, wie 1:3:10. Allerdings ist hierdurch zunächst ja nur eine Relation von großer Wahrscheinlichkeit gegeben. Es wird damit auch erwiesen, daß die mittlere Zwischeneiszeit jedenfalls mehrfach länger war als die jüngste; von dem Verhältnis zur ältesten zu sprechen geht nicht an, weil man davon noch zu wenig weiß. Es geht daraus auch mit großer Wahrscheinlichkeit hervor, daß, weil die letzte Eiszeit viel geringere Arbeit geleistet hat als die vorletzte, diese vorletzte Ver­gletscherung ungleich länger angedauert haben wird als die letzte; aber es muß gesagt werden, daß uns jede Relation fehlt zwischen der Dauer der Eiszeiten im Verhältnis zu den Zwischeneiszeiten, wir besitzeu dafür keinen Anhalt. Die Möglichkeit, auch in diesem wichtigen Punkte zu exakterer Erkenntnis zu gelangen, besteht in der deutlich erkennbaren Lage der Schneegrenzen in den verschiedenen Eis- und Zwischeneiszeiten, sie lagen um etwa 10001200 m tiefer als jetzt, während der Eis-, entsprechend höher dagegen während der Zwischeneiszeiten. Hieraus ergeben sich Rückschlüsse auf das Klima, die, wie noch zu zeigen bleibt, wichtig sind für die chronologische Frage. Denn aus der uns nächsten, jüngsten Eiszeit kennen wir drei nach der letzten Vergletscherung ein­getretene Kälterückschläge, und diese stehen in naher Beziehung zu Spuren von Menschen. Dürfen wir aus diesen letzteren Beobachtungen darauf schließen, daß auch in früheren Eiszeiten Vergletscherung und Abschmelzung nicht einfach, sondern unter mehrfachen Rückfällen ver­laufen sind, dauu wird allerdings die auf die wechselnden Schneegrenzen gegründete Klimakurve eine Zickzackkurve von geringerer Verläßlichkeit. Sicher und für die hier zur Erörterung stehende Frage des Alters des Menschen von großer Wichtigkeit ist die Tatsache, daß sich in unbe­rührten Moränen des Alpengebiets neolithische Steinbeile gefunden haben, also der jüngsten Steinzeit ungehörige Artefakte, woraus wieder zu schließen ist, daß die vorangehende palaeolithische Periode, die von den französischen Forschern derMagdalénien-Kultur zugerechuet wird, d. i. die in den bekannten llöhlenbildern gekennzeichnete Kulturäußerung, nach dem Maximum der letzten Vergletscherung eingetreten und die dem Magdalénien vorangehende, gleichfalls Zeugnisse von Menschen enthaltende Kultur des Solutrien der Zeit des Herannahens der letzten Vergletscherung angehört. Hiermit in bester Übereinstimmung sind die interessanten Höhlenfunde von menschlichen Skeletten in den Grimaldi-Höhlen bei Mentone. Ihre Gleichzeitigkeit (laut Höhlenfund) mit dem Rentier am Mittelmeer, ihre Kenntnis und Anwendung des Jlerdfeuers erweist diese