Heft 
(1908) 17
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24. (9. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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Menschen der palaeolithischen Zeit angehörig. Die tieferen Schichten dieser vom Fürsten von Monaco mit größter Sorgfalt untersuchten Höhlen brachten bekanntlich die große Überraschung, daß man auf Knochen von Elephas antiquus und Rhinoceros Merkii, des nackten Rhinoceros, stieß, also auf eine Fauna, die ein den oberen Schichten der Höhlen ganz entgegengesetztes Klima voraussetzt. Spuren von Menschen wurden hierbei nicht gefunden, wohl aber liegen solche in Gestalt steinerner Werkzeuge in Taubach vor, dessen Fundstätte derselben Ent­wicklung .angehört, weil man auch hier Skeletteile vom Elefant und Rhinoceros gefunden hat. Es folgt hieraus, daß Taubach wie die Grimaldi- Höhlen der Zwischeneiszeit zwischen Riß und Würm zugehören. Ans allen diesen Funden, Feststellungen und in ihren Voraussetzungen als zutreffend erwiesenen Erwägungen ist nun doch auch mit einiger Sicherheit eine Rechnung über das Alter der geologischen Entwicklungen und damit im Bunde des Alters des Menschen auf der Erde aufzustellen, und zwar wie folgt: Die Bronzezeit darf man auf 1500 vor Chr. au-

setzen, somit 3500 Jahre vor der Gegenwart, die neolithische, ihr un­mittelbar vorangegangene Steinzeit geht für Europa bis auf 7000 Jahre, von heute gerechnet, zurück. Zur Bestimmung des Alters des der palaeolithischen Zeit angehörigen Magdalénien, des Zeitalters der Höhlen­maler, haben römische Münzen in einer gleichmäßiger Versandung aus­gesetzten Höhle bei Schaffhausen den Schlüssel geliefert, Indem man die Tiefe ihrer Verschüttung in Relation setzte zu den Schichten der Fauna des Magdalénien, kam man auf ein Alter der letzteren von 2024 000 Jahren. Diese Zahl ist eher zu niedrig bestimmt, wenn man die gleichzeitigen geologischen Ereignisse in Europa in Betracht zieht; denn die Bildung der Ostsee konnte unmöglich in kürzerer Zeit als in 30 000 Jahren vor sich gehen. Mit diesen 24 000 Jahren vor heute ist man, wie oben dargelegt, am Maximum der letzten Vergletscherung angelangt. Man wird deshalb kaum fehlgehen, wenn man die vorletzte Eiszeit auf 100 000 Jahre vor heute einschätzt. Hier ist mau nun an dem Punkte, wo die oben ermittelte Relation von 1:3: 10 einsetzt, woraus folgt, daß der Anfang der Diluvialzeit 500 000 bis 1 Million Jahre vor heute angesetzt werden darf. Nun gehen bezw. gingen bis vor kurzem die letzten sicheren Spuren des Menschen bis etwa zur mittleren Zwischeneiszeit, der Anfang des Menschengeschlechts wäre also auf 200 000 bis 300 000 Jahre vor der Gegenwart zurückzuverlegen, wären nicht inzwischen Entdeckungen gemacht worden, die ihn viel weiter hinauszuschieben nötigen. Allerdings beziehen sich diese Entdeckungen nur auf von Menschenhand benutzte und bearbeitete Steine, aber diese Benutzung und Bearbeitung ist so offensichtlich und einleuchtend, anderer­seits ihre Fundstätte als unberührt geologisch so sicher bestimmt, daß der Zweifel verstummen muß. Seitdem man erst in der jüngsten