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24. (9. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
mächtigen Formation des Tertiärs, dem Pliocän, daun in der noch viel mächtigeren, älteren, dem Miocän, an verschiedenen Stellen Eolithe gefunden, zögerte man, die Jahresziffer von 2 — 4 Millionen Jahre zu nennen, die diese schichtenreichen Formationen zu ihrer Bildung erfordert haben müssen. Nun aber hat der belgische Forscher Rutot im Oligocän, der noch älteren Tertiärformation Werkzeuge in Gestalt von Schabern gefunden und hiervon eine eingeladeue Gesellschaft von Geologen überzeugt. Diese oligocänen Ablagerungen sind etwas älter als unsere märkischen Braunkohlenablagerungen. Rutot selbst erklärt, daß hier die Wissenschaft vor einem schweren Problem stehe, und er faßt gleich Professor Peuck diese Schwierigkeiten in folgende Erwägungen zusammen: Ist es denn bedenklich, daß diese zweifellosen Spuren überlegter, manueller Tätigkeit von Menschen unserer Art berühren, daß der Mensch von dem wir in allen Schichten des Tertiärs bisher keine organischen Reste gefunden haben, während wir zahlreiche Reste inzwischen ausnahmslos ausgestorbener Säugetiero darin fanden, allein im wesentlichen unverändert geblieben sein kann, in einer langen Entwicklungszeit, die u. a. das Pferd sich vom Palaeotherium zum Anchitherium, zum llipparion und schließlich zum Pferd verwandelt sah? Wenn diese Möglichkeit ausgeschlossen erscheint, was waren es für Wesen, die sich so betätigten, wie die Zeugen ihrer Tätigkeit es erweisen, waren es menschenähnliche Alfen, oder affenähnliche Wesen, ein Homo oligocaenicus? Uber diese Schwierigkeiten ist einstweilen, wie Penck meint, nicht hinwegzukommen, wenn wir nicht annehmen wollen — was ausgeschlossen erscheint — daß die Eolithe keine Artefakte sind. Vielleicht gelingt es noch einmal, menschliche Skelette im Tertiär zu finden.
Hauptsächlich gegen das letztere Bedenken wendete sich Klaatsch, indem er betonte, daß die denkbar primitivsten Steinwerke in Tasmanien, bis 1876 der letzte Eiugeborne starb, üblich gewesen seien und daß auf dem Festland von Neu-Holland noch jetzt hie und da von den Wilden dergleichen Geräte angefertigt, daneben auch reine Eolithe gebraucht würden.
In feiner Weise machte Professor Dr. Jackel-Greifswald darauf aufmerksam, daß man bei den neuerdings festgestellten Miocän- und Oligocän-Industrien wohl nicht an aftenähnliche Geschöpfe zu denken brauche, sobald man erwäge, wie unendlich langsam die Ausbildung des Menschen sei, bei dem die Entwicklungsfähigkeit offenbar im wesentlichen viel weniger mit osteologischen Veränderungen als mit der Entwicklung des Gehirns Zusammenhänge.
Ich mache hieran anschließend nochmals auf das aufmerksam, was ich schon bei Besprechung der von mir Ihnen in der Februarsitzung vorgelegten Schrift unseres Mitgliedes August Rutot „Uno grave question“ betont habe und auch heute nochmals, insbesondere deshalb