Heft 
(1908) 17
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24. (0. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

Inhalt von rund 2030 Kubikmetern, Abmessungen für ein Grab, als das er sich später zeigte, die ihn den größten vorgeschichtlichen Grabhügeln Deutschlands und der skandinavischen Länder beizuzählen berechtigen. Nach Abtragung der umgebenden Erdmassen stellte sich heraus, daß ein Steinkegel von 3,45 Metern Höhe und 13,5 Metern Durchmesser, den eine aus großen Steiublöcken aufgebaute Ringmauer zusammenhielt, den Bau des Hügels bildete. Was er in sich barg, blieb vorläufig Geheimnis; denn zunächst war vom Scheitel des Hügels zu entfernen, was im Laufe der Jahrhunderte daraufgetürmt worden war, ganz oben die Fundamente eines trigonometrischen Fixpunktes, darunter die Fundamente des Galgens, aus derZeit, in der der Hügel unheimliche Dienste zu leisten hatte, und aus der auch vier paarweise über Kreuz gelegte Skelette, vermutlich von hingerichteten Verbrechern, stammen mochten.

Endlich war der Steinkegel völlig freigelegt, und es konnte mit seiner Abtragung begonnen werden. Sie ergab das unter der Steinhülle verborgene Grab in Gestalt eines hüttenähnlichen Baues aus Eichenholz, überdeckt von feiner, aschiger Erde und errichtet innerhalb der 1 Meter hohen und 1,5 Meter starken Steinblockringmauer auf einer fast fettig glänzenden, tiefschwarzen, starken Aschenschicht. Die genau südnörd­lich gerichtete Grabhütte bestand aus einem Dache ohne Firstbalken, dessen 10 Sparren 1,4 Meter auf jeder Seite im Boden verliefen, wo sie durch eingelagerte Steinblöcke festen Halt bekommen hatten. Die beiden dreieckigen Giebelseiten waren durch einen starken, von Steinen um­lagerten, säulenartigen Eichenstamm gesperrt, die südliche außerdem noch durch eine eichene Bohlenwand geschlossen. Die Zwischenräume zwischen den 30 bis 35 Zentimeter starken Dachsparren zeigten sich durch Tonklöße und Keilsteine ausgefüttert. Es erschien anfänglich zweifelhaft, wie diese Hütte den Druck der auf ihr lagernden Steinmasse auszuhalten imstande gewesen; doch ergab sich, daß dies Dach eigent­lich nur eine Schutzhülle für ein zweites, inwendiges Dach war, bestehend aus zwei Reihen ziemlich glatt behauener und gleich den Decksparren mit Schrägschnitt dicht aneinander gelegter und mit einer Schicht Schilf bedeckter Eichenbohlen, Die Zwischenräume waren mit lehmfarbigem Ton ausgefugt. Die Schilfblätter zwischen Bohlendach und Sparrendach erschienen so dünn wie Seidenpapier und von silbern schimmerndem seidenartigem Glanz.

Geöffnet wurde das Grabinnere durch Wegnehmen der inneren Bohlenwand, die sich teilweise angekohlt zeigte, als habe ein starkes Feuer in ihrer nächsten Nähe gebrannt. Die eigentliche Grabkammer war 3,5 Meter lang, der Boden mit Schilf bedeckt, unter dem sich im nördlichen Abschnitt ein Estrich aus Sandsteinplatten, mit Gips aus- gefugt, befand. Ein Scherbenhaufen im südlichen Abschnitt erwies sich als von einem zerbrochenen Prachtgefäß von beträchtlichen Abmessungen