Heft 
(1908) 17
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24. (9. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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herrührend; die schön behauene, bettfönnige Totenlade aus Eichenholz stand im nördlichen Abschnitt. Zwar war sie in ziemlich viele Stücke zerbrochen, aber alle hatten nahezu ihre ursprüngliche Lage beibehalten. Den Boden der Totenlade bildete eine 2,05 Meter lange, 98 Zentimeter breite und 30 Zentimenter dicke Eichenbohle. Nach allem darf diese Totenlade als ein Kunstwerk vorgeschichtlicher Tischlerei angesprochen werden, um so mehr als die Schnittflächen sich nicht durch Sägen, sondern durch gleichmäßig geführte Axthiebe hergestellt erkennen lassen.

In der Lade lag das nicht mehr vollständig erhaltene Skelett eines Mannes in Hockerlage mit leicht angezogenen Knien auf der rechten Seite. Vom Schädel fand sich leider nur noch ein kleines Stück der Schädeldecke; vermutlich war der Schädel von eingedrungenen Nagern verzehrt worden. Alle Knochenteile aber zeigten, obwohl zweifellos nicht im Feuer gewesen, eine graubraune Färbung. Als Grabbeilagen fanden sich dicht nebeneinander von der Stelle, wo sich die Brust des Toten befunden haben mußte, folgende, von feiner Erde und Aschen­flocken überdeckte Gegenstände: Ein durchlochter glatt geschliffener

Steinhammer aus Diorit, ein stark zersetztes, blaugrün aussehendes Flachbeil aus Bronze, ein Dolch aus Bronze, ein 15 Zentimeter langes Gefäß von zweifelhafter Bestimmung aus Bronze, endlich folgende sechs Gegenstände aus massivem, feinem Golde: ein Armring, 128,3 Gramm schwer, zwei birnenförmig gebogene Hängespiralen von je 10 Gramm Gewicht, ein Spiralröllchen von 14 Windungen, 2,7 Gramm schwer, eine 9,6 Zentimeter lange, säbelförmige Ösennadel, 17 Gramm schwer, eine gekrümmte Ösennadel von 8,5 Zentimeter Länge, 8,8 Gramm schwer. (Nadeln ganz gleicher Art wie die erste sind an 41 Fundorten in Böhmen, Mähren und Thüringen gefunden worden. Kreuzbalkennadeln wie die zweite kennt man im ganzen sechs, sie sind von Italien bis Mecklenburg zerstreut.)

Eine große Überraschung hatte der die Aufschließung des Grabes leitende Dr. Größler (dessen Berichten die vorliegenden Mitteilungen zu danken sind), als sich 50 Zentimenter unter dem Plattenbelage des Ifanpt- grabes die durchschnittlich gut erhaltenen Reste eines zweiten, auf der rechten Seite liegenden Hockers fanden, dessen stark beschädigter Schädel auf der rechten Seite angebrannt war, als ob der Tote auf die heiße Asche des noch glimmenden Scheiterhaufens gelegt und dann mit Erde überdeckt worden wäre. In der Nähe fand sich auch noch ein Steinhammer aus schwarzer Hornblende und ein Henkeltopf mit Schnur­verzierung. Es blieb nicht bei dieser einen Überraschung, denn weitere 40 Zentimeter tiefer wurde noch ein Hockerskelett also das dritte aufgedeckt, und später im Urboden aus hochgelbem Löß, 150180 Zenti­meter unter dem Plattenbelag, noch ein viertes, zwischen zwei Sand-