Heft 
(1908) 17
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1. (ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

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Festzug und großem Gepränge erfolgt. Als das Jahr 1828 lierannahte, erinnerten sich die Kreise der Künstler des früher gefaßten Vorsatzes und trafen Anstalten, ihn würdig zur Tat werden zu lassen. Keine Totenfeier, so ließ sich Schadow vernehmen, solle das Fest sein, viel­mehr ein Zeugnis für die fortlebende Wirksamkeit alles Großen und Schönen. In diesem Sinne wurde Zelter gebeten, eine von dem Archäologen Conrad Levetzow gedichtete Festhymne zu vertonen. Er lehnte ab, empfahl aber, dem damals erst 19 jährigen Felix Mendelssohn-Bartholdy die Aufgabe anzuvertrauen. Dieser Auftrag wurde von diesem bereit­willig übernommen, obgleich inzwischen Januar 1828 herangekommen war, und in der kurzen Zeit von sechs Wochen ausgeführt. Als Ort für die Feier wurde der Saal der Singakademie bestimmt, zu dessen Ausschmückung sich namhafte Künstler bereit fanden. Selbst Friedrich Schinkel erbot sich, die Hinterwand des Saales mit architektonischem Schmuck nach Dürerschen Motiven zu zieren. Von diesem aus einer Säulenanordnung. in korinthischem Stil bestehenden Aufbau erhob sich die von Ludwig Wichmann geschaffene Büste Dürers, umgeben von vier die Künste versinnbildlichenden Figuren von Friedrich Tiecks Meister­hand. Außerdem waren hier zwei Statuetten aus Buchsbaumholz auf­gestellt, die Dürer zugeschrieben werden, pompejanisch rot war der Hintergrund getüncht, der Aufbau aber war überragt von einem kuppel­artig geformten Rahmen, der ein großes, von Professor Dähling nach DürersHeiliger Dreifaltigkeit entworfenes Ölgemälde umschloß. Die Zeitungen jener Tage rühmen die Gesamtausschmückung des Festsaales als sehr eindrucksvoll. Ganz Berlin war Wochen vorher in einer ge­wissen Aufregung, alle Welt drängte sich zur Teilnahme. Es wurden über 800 Einladungen ausgegeben. Endlich nahte der denkwürdige Tag f Programmäßig versammelten sich die Lehrer und Schüler der Akademie um 11 Uhr im Kastanienwäldchen. Um 12 Uhr setzte sich ein langer Zug in Bewegung, in dem man den Direktor der Akademie Schadow mit entblößtem Haupte schreiten sah, umwandelte die Universität, kreuzte das Kastanienwäldchen und löste sich an der Pforte der Singakademie auf. Nachdem sich alle Teilnehmer an ihre Plätze im Festsaal verfügt und die Mitglieder des Königshauses, an ihrer Spitze das kronprinzliche Paar, erschienen waren, begann die Feier mit dem Vortrag der von Mendelssohn vertonten Festhymne durch den Sängerchor. Ihr folgten noch eine Anzahl anderer musikalischer Vorträge und auf diese die vom Sekretär der Akademie, Professor Tölcken gehaltene Festrede, die mit einem Huldigungsgruß an die Kunst ausklang. Hiermit endete die offizielle Feier, der sich am Abend noch im Künstlerverein ein Festmahl anschloß, bei dem Schadow Dürer als einen Heros deutscher Kunst feierte und vom 18. April 1828 als voneinem der glänzendsten Tage in den Annalen vaterländischer Kunst sprach. Auch war das Festmahl durch