Heft 
(1908) 17
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3. (2. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

danken, daß das Jahr 1907 eine so außerordentlich niedrige Sterblich­keit ergeben bat, wie sie bisher noch nicht beobachtet worden ist. Die Sterblichkeit in den 342 größten Orten des Deutschen Reiches, die etwa ein Drittel der Gesamtbevölkeruug umfassen, betrug im vorigen Jahre nur 17.1 auf je tausend Einwohner gegen 17.5 im Jahre 1906, 18.6 im Jahre 1905 und 23.6 im Jahre 1892. Seit diesem Zeitpunkte ist also die Sterblichkeit um mehr als ein Viertel gesunken. Die günstigeren Ver­hältnisse haben sich besonders unter den Säuglingen geltend gemacht, deren Sterblichkeit sich in diesen 16 Jahren um 29 v. H. verringert hat; aber auch die höheren Lebensalter sind nicht leer ausgegangen, denn die Verminderung beläuft sich bei ihnen noch auf etwa 24 v. H.

VII. Alte neolithische Funde aus Norwegen, interessant, weil das Zusammenleben des Menschen mit verschiedenen Tieren aus so alter Zeit in Norwegen noch wenig beachtet wird. Man vermutet, daß sie der Tapes-Periode d. h. der nacheiszeitlichen Epoche angehören, für welche die Muschel Tapes pullusta u. a. Konchylien des Atlantischen Ozeans und der Nordsee als Leitfossilien anzusehen sind. Der norwegische Archäologe A. W. Brögger berichtet in der ZeitschriftNaturen, daß man in den Erdmassen von Svarthaal auf Reste von Tiergerippen gestoßen ist, die einzig in ihrer Art sind. Wohl lassen die zutage geförderten Knochen darauf schließen, daß viele der Tierarten aus jener Zeit denselben Arten angehörten, wie die, die anderwärts in Europa gelebt haben; allein darunter fanden sich auch Knochen von eigenartigen Hirschen und Bibern, von deren Existenz man bisher noch nichts wußte. Die Über­bleibsel der Gerippe von Bären, Waldmarder und Elchen beweisen, daß die Berge damals viel reicheren Waldbestaud hatten. Merkwürdig ist, daß man auch das Vorkommen von grönländischen Seehunden feststellen kann, überraschend aber ist es, daß Wildschweine und Marder in der ältesten Steinzeitperiode da gelebt haben. Die Hunde scheinen damals bereits zahme Haustiere gewesen zu sein, die man auch schlachtete und verzehrte. In einer Höhle entdeckte man Knochen teile von Vögeln, die 28 Arten angehörten, von denen 22 Schwimmvögel gewesen sein mußten. Das deutet darauf hin, daß man schon damals Jagd auf Vögel machte und nach deren Eiern suchte. Diese Funde gestatten keinesfalls den Schluß, daß die Bewohner dieser Gegend Menschenfresser gewesen sind- Menschliche Gebeinreste sind bislang nicht entdeckt. Aus dem Gerolle zog man zehn Fischangeln, Bruchstücke von Harpunen, die Einschnitte für Steine zum Werfen hatten, Nadeln aus Knochen und andere spitze Geräte sowie Hausgegenstände aus Ton hervor. Brögger hält dafür, daß in Norwegen bisher noch kein Fund gemacht worden ist, der solche weit- tragende Bedeutung hatte, wie der hier erwähnte.

Diese Nachrichten klingen leider noch etwas dunkel, es fehlen Erd­schichtenprofile, Messungen u. dgl. Dies wird wohl alles noch veröffent-