3. (2. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
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Aus der Zeit der Gefangenschaft rührt u. a. das Gedicht her: „Du warst inein Paradies, du stilles Tal“. Es schließt mit der Strophe:
„O Heimat mein, an deine Mutterbrüste Nimm wieder auf dein Kind, das täuschungsmüde, Schiffbrüchig warf die Welt es hier zur Küste! Laß es die Vögel wieder singen hören,
Die Nachtigall mit ihrem süßen Liede.
Es will auch fromm sein, niemand will es stören; Nur will es wie vor Jahren mit Entzücken Dem Lenz die erste Anemone pflücken.
Sein Hauptwerk aber in dieser Zeit war „die Hegler Mühle, Cyklus märkischer Lieder“, zu der er den Plan schon einige Jahre vor seiner Gefangenschaft gefaßt hatte, und die er in seiner Haft zum Abschluß brachte.
Seine Liebe zur märkischen Heimat, seine Irrungen und seine Umkehr verwebt er darin so sinnig mit einer aus dem Leben gegriffenen Handlung und mit Legenden und Bräuchen der Mark, daß er vielfach bei seinen Zeitgenossen „der Dichter der Hegler Mühle“ hieß. Die Posener Zeitung schrieb z. B. darüber: Der Zauber dieses Idylls mit tragischem Hintergrund liegt in der Treue des märkischen Kolorits. Der Dichter bewies dem Publikum, daß unsers Herrgotts Streusandbüchse doch nicht aller Poesie bar sei, die freilich nicht von jedem Menschenkinde ohne weiteres wahrgenommen wird.
Der Inhalt ist kurz folgender: In einer märkischen Mühle lebt Anna Katharina, die schöne Müllerstochter, in die sich alle, die sie sehen, verlieben. In poetischer Weise sprechen im ersten Buch der Knecht, der Fischer, der Müllerbursch, der Jägei’, der Scharwerker ihre hoffnungslose Liebe aus. Bald kommt ihr Vetter, ein junger Fant aus der Großstadt, zum Besuch, sie verliert an ihn ihr Herz, und nun beginnt ein loses Spiel, aus dem ihr schließlich bittres Leid erwächst. Sie findet Trost im Vertrauen auf seine Treue, wie es das folgende Gedicht ausspricht:
Er ist noch mein!
Er lmt’s versprochen Mit treuen Mienen, Was wir verbrochen, Vor Gott zu sühnen. Ich werde trauen Auf ihn und bauen In meiner Pein.
Er ist noch mein! Nicht soll die Sünde Die Liebe töten;
Es hilft die Liebe Aus allen Nöten.
Ich werde hehlen In meiner Seelen Sein Bild allein.
Er ist noch mein!
Er wird mich retten Von bösen Zungen, Die sich mit Ketten Um mich geschlungen. Ich werde beten In allen Nöten Und stille sein.
Doch er hält die Treue nicht, sondern geht nach Ungarn unter Kossuths Scharen, während sie in strenger häuslicher Pflichterfüllung ihr Leid überwindet; schließlich reicht sie dem Müllerburschen die Hand zum Ehebunde und wird mit ihm glücklich. Und dieses Glück wird auch nicht gestört durch die Rückkehr des ungetreuen Liebhabers. In folgendem Gedicht spiegelt sich Katharinas, sowie des Dichters gesundetes Gemüt wieder: