Heft 
(1908) 17
Seite
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8. (2. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

Das spinnt, das spinnt am hellen Kamin,

Die Spindeln surren, die Räder rollen,

Und sitzest du dorten, du Frau Kathrin,

Und hättest doch eigentlich sterben sollen?

Ei, sollt ich wohl auf dem Kirchhof liegen?

Es stirbt sich so leicht nicht, wie mans sagt;

Die Menschen sterben doch nicht wie die Fliegen,

Die sich zu tief in die Milch gewagt.

Das spinnt, das spinnt am hellen Kamin,

Es wird alltag eine volle Strähne,

Und kannst du noch lächeln, o Frau Kathrin,

Und müßtest doch weinen Trän um Träne?

Ei, bist ein Narre, nimm mirs nicht übel!

Wart, bis du selber im Leide bist,

Der Mensch ist doch wahrlich kein Wasserkübel,

Der spach vor Alter geworden ist.

Seine Liebe zur märkischen Heimat spricht der Dichter in den Worten aus:

Wie meine Mutter lieb ich dich, o Mark!

Mag mich die Welt mit meinem Lieben necken,

Du lachst mir hell mit deinen Ileidestrecken,

Die selbst der Lenzeshauch bedenkt so karg.

Den Zusammenhang der menschlichen Stimmungen mit der märkischen Heide und das besänftigende Walten Gottes in beiden schildern die Strophen:

Steig immer wieder hinauf zur Heide,

Der treuen Gesellin in Leid und Weh;

Und lege dein Ohr an die s truppi chte Reide ,

An die K rüppelf öhre auf nackter Höh!

Da jammert der Wind um den Blumensamen,

Den er vergebens gesät auf Sand;

Es hadern die Fichten, daß sie bekamen Vom Säer-Wind den verlassnen Stand.

Wiss, eine Sommernacht hat die Heide, Da schlafen die Winde selbst selig ein:

Da lassen die Fichte, die stru ppichte Reide

Das grause Hadern allmählich sein; '

Gott wandelt durch sie mit leisem Wehen,

Sie träumen in Frieden und holder Rast.

Zehn Jahre ich will dich Wiedersehen,

Ob du dein Leben begriffen hast!

Verschiedentlich hat der Dichter märkische Volksbräuche usw. mit in seinem Werk aufgenommen: