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3. (2. ordeutliclie) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
zur Versöhnung reicht,, die er auf Betreiben seiner Gemahlin Anna Luise, Tochter des Apothekers Föhse in Dessau, schliesslich annimmt. Er besiegt dann am 15. 12. 1745 bei Kesselsdorf die Oesterreicher und Sachsen und wird von Friedrich hochgeehrt.
Nach Beendigung des Werkes schrieb Niendorf noch in Raßdorf von 1861—64 die Novelle „Die Entsagungsurkunde“, ein heiteres Idyll aus der deutschen Kleinstaaterei im Jahre 1815.
Nach König Wilhelms I. Thronbesteigung am 2. Januar 1861 erschien in der Vossischen Zeitung am Geburtstage Friedrichs des Großen das patriotische Gedicht „Der neue Sigurd“, frei nach der nordischen Sigurdsage der Edda, wobei zu bemerken ist, daß die 30 Schilde, welche die neue Brunhild, das deutsche Reich, bedecken, die 30 deutschen Staaten sind.
Im Jahre 1864 kaufte Niendorf das unweit Raßdorf gelegene Gut Wolfswinkel, und hier entwickelte er seine fruchtbarste dichterische Tätigkeit (1864—71). Neben unzähligen Skizzen und Aufsätzen entstand hier in der vierten Periode eine gx-oße Anzahl von Novellen und Romanen, die in den Tageszeitungen aller Richtungen abgedruckt wurden.
Der „Löwenwirt zu Ramsan“, später dramatisiert und im Belle- alliance-Theater 1870 unter großem Beifall oft aufgeführt, enthält eine humoristische Wahlgeschichte aus den 60er Jahren. Meister Specht, der es als Löwen wir t zu R. mit allen Parteien hält, wird vor der Wahl von der lieberalen, wie auch von der konservativen Partei drangsaliert, für sie zu stimmen, ln seiner Not stellt er sich am Wahltage krank und wählt, als er mit List und Gewalt ins Wahllokal geschlejxpt wird, die Kandidaten beider Parteien.
„Der Schulzenhof zu Raben“, nach dem Dorfe Raben bei Belzig betitelt, schildert, wie die moderne rationelle Wirtschaftsmethode, welche der Erbe des Schulzenhofs, Georg Richter, vertritt, die alten bäuerlichen Grundsätze der Bewii’tschaftung, an denen sein alter Vater Martin Richter mit aller Zähigkeit festhält, überflügelt hat, was schließlich auch der Vater nach harten Kämpfen anerkennen muß. Wahrheit und Dichtung reichen sich in dieser trefflichen Novelle die Hand, und unverkennbar sind hierin Niendorfs eigene Lebenserfahrungen eingewebt. In dem strebsamen Geoi-g sieht man deutlich den Dichter selbst vor sich. Niendorfs dichterische Bestrebungen, seine Erfahrungen als Landwirt, seine Liebe zur Mark und zur mäx’kischen Bauernschaft geben dem Ganzen das Gepräge, ebenso wie sich in der damit verknüpften Liebesaffaire sein eigener Herzens- roman wider spiegelt.
„Die Randschrift eines Königs“, worin die Liebesgeschichte eines Leutnants Rädel mit der Tochter des Obersten v. Pannowitz geschildert wird, bezieht sich auf einen Vorgang, der mit dem am 29. Mai 1730 erfolgten, prächtig beschriebenen Brande und dem Wiederaufbau der