Heft 
(1908) 17
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3. (2. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

Errichtung eines Obelisken auf seinem Grabe mit seinem Reliefbild und der Inschrift:

Es sah sein Geist der Zukunft Morgenrot,

Doch vor dem Siege streckt ihnhin der Tod.

Möge auch dieser Vortrag über Martin AntonNiendorf, den märkischen Dichter und Schriftsteller, das Gedächtnis dieses verdienstvollen Mannes und seiner Werke zu seinem 30jährigen Todestage mit erneuern und beleben helfen.

XXV. Rektor Monke legte das auf Elfenbein gemalte Bild des Jose Boise, des sogen,toten Franzosen aus Potsdam vor, und bemerkte dazu: Josö Bolsö, ein Büchsenmacher, der Sohn eines französischen Weinbauern aus der Gegend von Lyon, folgte 1813 dem Rufe Napoleons I., für den er schwärmte, und beteiligte sich an der Schlacht bei Leipzig, wo er Napoleon zum ersten Male sah. Auf der Flucht am 19. Oktober suchte er sich vor einem ihn verfolgenden Preußen zu retten, indem er über einen Zaun kletterte. Doch jenseits fiel er einem Russen in die Hände, welcher ihm mit dem Bajonett einen Stoß versetzte, der wahr­scheinlich tödlich gewesen wäre, wenn ihn nicht zwei von der Mutter der Boise in den Rock desselben eingenähte Goldstücke abgelenkt hätten, doch wurde Bolsö immerhin noch schwer verwundet. Da Leipzig von Verwundeten überfüllt war, transportierte man den Boise weiter über Wittenberg nach Beelitz und schließlich nach Potsdam, wo er endlich Aufnahme in dem dortigen Lazarett fand. Hier erlag Boise seinen Wun­den, jedoch nur scheinbar; denn nachdem man ihn in dem offenen Massengrabe auf dem alten Kirchhofe bereits bestattet hatte, die Toten wurden dort zunächst nur mit einer Kalkschicht bedeckt kam er in der Nacht wieder zu sich, weckte den Kirchhofsbeamten und erhielt von diesem Speise und Trank. Der Vorfall wurde am nächsten Tage in Potsdam bekannt und erregte allgemeine Teilnahme. Ein Kaufmann Nevir nahm den zum Leben wieder Erwachten in sein Haus auf und pflegte ihn.

Später heiratete er das Dienstmädchen Nevirs, Marie Fischer, die anfangs seinen stürmischen Liebkosungen widerstanden hatte.Der Vater war, so erzählte die in Berlin noch lebende Tochter Bolses dem Vortragenden,immer so sehr verliebt. Das junge Paar fing in der jetzigenAlten-Luisen Straße vor dem Brandenburger Tor in Potsdam ein kleines Geschäft, verbunden mit einem Ausschank, an. Später er- öffnete Boise in demselben Hause einen Tanzsaal, denPariser Salon, der im Volksmunde den NamenZum toten Franzosen erhielt. Boise sorgte für gute Zucht, und wurde einmal jemand laut, so wies er ihn mit den Worten zur Ruhe:Make Sie keine Lärm in meine neue Pariser Salon; wolle Sie make Lärm, so scheren Sie sich auf die Damm! Nun

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