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4. (2 außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
gestatten, im Sommer bei günstigem Wetter fast im Freien und im engsten Zusammenhänge mit der Natur zu leben. Die Innenräume zeigen, abweichend von unsern meist geradwandigen Stadtwohnungen vielfach vorspringende Pfeiler und Wandungen, sodaß häufig lauschige Winkel und Ecken gebildet werden. Daß die Bauart dem Geschmack des Publikums entspricht, beweist der Umstand, daß die meisten Villen schon jetzt, also 14 Tage vor der offiziellen Eröffnung der Ausstellung, verkauft sind. Ob sie sich als zweckmäßig erweisen werden, muß allerdings erst die Praxis lehren. Zur Zeit erscheint der Boden der Parks und Gärten infolge der vielen Niederschläge im diesjährigen Frühling an manchen Stellen noch etwas feucht; doch dürfte die Vervollkommnung der Entwässerung auch hierin bald Wandel schaffen. Vielfach wurden Reste der alten Urwaldflora bemerkt. — Der Weg nach dem Alten Finkenkrug wurde teils zu Wagen, teils zu Fuß zurückgelegt. Bei der zu Falkenhagen gehörigen Kolonie Falkenhain machte man noch einen kleinen Abstecher bis zu der Stelle, von der aus man die gleichfalls von der Deutschen Ansiedlungsbank erbaute Kolonie Waldheim auf einer rings vom Walde umschlossenen Wiese erblickt.
In der Halle des Alten Finkenkrugs hielt Rektor Monko folgenden Vortrag:
Meine hochgeehrten Damen und Herren! Es ist mir, dem geborenen Havelländer, eine ganz besondere Freude und Ehre, Sie hier im Ilavel- lande begrüßen zu können, im Havellande, mit welchem mich nicht nur die angeborene Liebe zur heimatlichen Scholle, sondern auch die erworbene feste Überzeugung verbindet, daß dies von der Havel umschlungene Land der Kern der Mark, das Herz des brandenburgisch-preußischen Staates ist, dessen Geschichte vielfach und gerade in den grundlegenden Begebenheiten mit der des Havellandes auf das innigste verknüpft ist.
Im Havellande lag die alte Wendenfeste Tugimirs, Brennabor, die der gesamten Mark den Namen gab; hier focht der erste Ilolienzoller um den Besitz der Mark; hier steht noch heut das ehrwürdige Gotteshaus von St. Nikolai in Spandau, in welchem Joachim II. zum evangelischen Glauben übertrat. Hier legte der Große Kurfürst nach der Erstürmung von Rathenow durch den glorreichen Sieg bei Fehrbellin den Grund zu Preußens Macht und Größe. Im Havellande schuf der große Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. auf dem Paradeplatz zu Potsdam die Grundlage für die militärische Entwicklung seines Staates und hier errang derselbe Preußenkönig unvergängliche Lorbeern durch einen Krieg im Frieden, durch eine vorbildliche Tat friedfertiger Eroberung, durch die Urbarmachung des havelländisches Luches. —
Damals, im Jahre 1718, hatten die Gewässer des diluvialen Urstromes sich bereits längst an besondere Örter gesammelt; sodaß man das Trockne sah. Aus den Wassern traten zuerst die Seegefeld-