Issue 
(1908) 17
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4. (2. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

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Falkenhagener Bodenwelle mit dem sich anschließenden Brieselang­gebiet und einige Horste zn beiden Seiten des Hauptkanals (Fuchsberg, Hohe Horst, Ivörtenberg, Friesenberg, Apfelhorst, Bullenberg, Ochsen­berg, Diestelberg, Lange Horst) heraus, bedeckten sich zuerst mit Wald und Busch und gewährten den steinzeitlichen Menschen Wohnsitze und Zufluchtstätten, wie die Funde auf den Horsten und am Brieselangrande beim Kilometerstein 14,0 der Falkenhagener Chaussee zeigen. Diese Stelle hat daher den volkstümlichen NamenAlte Dorfstelle erhalten. Bronzefunde sind neuerdings bei Seegefeld gemacht worden.

Der Brieselang ist aber nicht nur der älteste Wald im Urstromtal, sondern auch noch in einem andern Sinne der erste im Havellande: er ist der schönste und interessanteste. Er besitzt folgende Vorzüge: erstens ist er ein gemischter Wald und bietet daher reiche Abwechslung, zweitens besitzt er zahlreiche schöne Waldwiesen und Lanken, drittens hat er viel Unterholz und deshalb auch eine reiche Fauna, viertens besitzt er besonders schöne Baumsorten, z. B. Eichen in hervorragend schönen Exemplaren. In seiner Nähe stand die 1902 durch Feuer zer­störte Pausiner Königseiche. Die von Th. Fontane angeregte und seitdem in der Presse immer wieder erörterte Frage nach den Stiftern der Tafel an der Königseiche und nach der Widmung

Sinnbild deutscher Treue, die des Reiches Glanz ge sehn,

Eiche, hehre, stolze, freie, sieh, dein Volk wird auferstehn!

Brüder alle, die da wallen her zu diesem Baum,

Laßt ein deutsches Lied erschallen auf dem altgeweihten Raum!

Wie im Sturmeswehn die Eiche stehet fest bei Treu und Recht, Einend schirme alle Zweige einer Krone Laubgeflecht.

möge an dieser Stelle heut endgültig entschieden werden. Der Buch­druckereibesitzer und Redakteur des Osthavelländischen Kreisblattes, Herr Alfred Freyhoff-Nauen, ein eifriger Förderer aller heimatkundlichen Bestrebungen, hat die Güte gehabt, mir folgendes mitzuteilen: Der spätere Chefredakteur der Berl. Neuesten Nachrichten, Hugo Jacobi, war 186062 als Kaufmann bei der Firma Th. Kerkow in Nauen be­schäftigt, bis ihn seine journalistische Befähigung dazu trieb, sich dem schriftstellerischen Berufe zu widmen. Er dichtete 1861 jene Verse und brachte in Gegenwart zweier Freunde eine Holztafel mit dieser Widmung an der Königseiche an. Die beiden anderen Herren waren: Ferdinand Kluge, Schreiber am Landratsamt, der mit Jacobi zusammen den Feld­zug 1870/71 mitmachte, und der noch jetzt in Nauen lebende Kaufmann F. Wernicke, der einzige, der von den Dreien noch lebt. Die Tafel wurde, da man sie 14 Tage später zerschossen vorfand, durch eine eiserne ersetzt, welche nach dem Brande 1802 von dem Förster Herms auf Brieselang aufbewahrt wurde und jetzt nicht mehr aufzufinden ist.

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