4. (2. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
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9000 aus Thüringen bezogen hat. Selbstverständlich kann dieser Frosch- Miickenkrieg nicht durch eine Schlacht gewonnen werden; aber der Kampf ist doch wenigstens auf der ganzen Linie entbrannt. Die gänzliche Beseitigung der Plage ist nur von der zunehmenden Verlandung und Austrocknung des ganzen Gebietes zu erwarten; dieser Prozeß dauert seit der Diluvialzeit bis auf den heutigen Tag und die Urbarmachung des Luches erscheint uns als eine künstliche Beschleunigung desselben. Von dem alten Urstrome sind heute nur noch 3 Rinnsale als letzter Rest übrig geblieben: erstens die kanalisierte Muhre , der jetzige große Hauptgraben. Sie kam aus der Oranienburger Gegend und wurde nach 1718 durch den Niederneuendorfer Kanal von Dames- brück aus auf kürzerem Wege mit der Oberhavel verbunden. Die Falkenhagener (Reiher-) Wiesen am Kanal heißen daher im Volksmunde noch heute die Falkenhagener Muhren. Zweitens der Schlaggraben, welcher das Wasser des Falkenhagener Sees dem Hauptgraben zuführt und am Bahnhof Finkenkrug vorüberfließt (Schlaggrabenbrücke). Zwischen beiden Rinnen liegt der Brieselang. Drittens der Königsgraben im Süden. Zwischen ihm und dem Schlaggraben liegen die beiden Kolonien Neu-Finkenkrug und Neu-Seegefeld. Heute ist die Austrocknung des Geländes soweit vorgeschritten, daß man an die Besiedelung derselben gehen konnte. Das Projekt der Döberitzer Heerstraße hat wohl den äußeren Anstoß dazu gegeben; zur Ausführung gebracht wurde der Plan durch die „Deutsche Ansiedlungsbank“.
Die Entwicklung der 3 Kolonien, Neu-Finkenkrug, Waldheim und Neu-Seegefeld hat von Seegefeld aus ihren Anfang genommen. Das Dorf gehörte seit 1265 teilweise und seit 1420 ganz zum Kloster in Spandau, 1424—1565 der Familie von Bornewitz, dann der Familie von Ribbeck und in der 2. Hälfte des 19. Jahi’hunderts folgenden Besitzern: Oberamtmann Hagemann, Baron v. d. Reck, Isidor Kempner und Bernhard Ehlers, welcher es 1898 an die genannte Bank verkaufte. Diese hat mit anerkennenswerter Umsicht, Tatkraft und mit großen Geldopfern (2 000 000 Mark seit der Gründung) die Kolonisierung gefördert. Im Gutsbezirk Seegefeld und seiner Kolonien lebten: 1900: 153 Menschen, ‘1905: 915, 1907: 1418; d. h. die Bevölkerungszahl hat sich in 5 Jahren versechsfacht und in 7 Jahren verzehnfacht (1904 baute die Deutsche Ansiedlungsbank eine Schule, die jetzt 70 Schüler hat, und legte einen Friedhof an, 1906 errichtete sie eine Badeanstalt; 1907 wurde statt der Spiritusbeleuchtung die Gasbeleuchtung der Straßen eingeführt und ferner eine Chaussee nach Dallgow-Döberitz angelegt; 1908 hat man mit der Erweiterung der Station Finkenkrug zu einem großen Bahnhof begonnen. Was uns, die Mitglieder der Brandenburgia, besonders angenehm berührt, ist der Umstand, daß die Bank es klug vermieden hat, durch die Kolonisierung das Landschaftsbild zu vernichten; es hat