4. (2. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
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daß sein Sohn den Finkenkrug erhalten und seine 8 "Verwandten je 200 Rth. erben sollten. Der Sohn, Königl. Oberförster in Insterburg, ließ den Finkenkrug nach dem Tode des Vaters durch einen gewissen Ilintze bewirtschaften; er selbst starb im Jahre 1813. Nun kam das Besitztum durch Kauf an einen Jesericli aus Spandau; der Kaufpreis betrug 3630 Rth. 3 Gr. Jesericli verkaufte den Finkenkrug am 14. September 1839 für 3500 Rth. au den Großvater des jetzigen Besitzers, Theodor Friedrich Schmidt, sicherte sich aber ein „Altenteil“. Schmidt stammte aus einer Lehnschulzenfamilie in Wustermark; er nutzte den Finkenkrug zunächst nur landwirtschaftlich und vergrößerte sein Terrain durch Landankäufe so, daß er seinem Sohne statt der ursprünglichen 72 Morgen etwa 180 übergeben konnte. Der Krug hatte durch den Bau der Hamburger Heerstraße über Spandau und Dyrotz seine Bedeutung verloren, und erst die Anlage der Hamburger Bahn brachte ihm wieder Verkehr. Mit Hilfe einiger höherer Bahnbeamten, die einen Ausflug nach Finkenkrug unternommen hatten, setzte Theodor Friedrich Schmidt es durch, daß 1850 zum ersten Male Sonderzüge nach Finkenkrug abgelassen wurden, die an der Stelle des heutigen Bahnhofs mitten im Walde hielten und die Berliner Ausflügler absetzten. Für sie errichtete Schmidt zunächst eine Wetterschutzhalle. Die alten Mooshütten des Finkenkrugs, Unterkunftsstätten für die Besucher, fielen in den Jahren 1874-76; an ihre Stelle traten die noch heute stehenden Restaurationsgebäude; das ehemals einstöckige Bracklowsche Wohnhaus erhielt einen Aufbau, um der Nachfrage nach Sommerwohnungen zu genügen, und an Stelle der Schutzhalle bei der Station entstand ein großes Bahnhofsetablissement, welches sich noch im Besitz der Familie Schmidt befindet. Zu den Besuchern des Finkenkruges gehörten früher u. a.: R. Virchow, Glasbrenner, Schmidt-Cabanis und der badische Gesandte v. Türkheim. —
Nach dem Mittagsmahle wurde das Ölgemälde K. Fr. Bracklows im Gastzimmer besichtigt und ein Rundgang angetreten, welcher die 130 Mitglieder und Freunde der Brandenburgia zum alten Friedhof und an den Bracklow’schen Eichen vorüber bis zur Wolfsgrube am Kilometerstein 12,4 führte. Angemeldet hatten sich 81 Teilnehmer, da jedoch die übrigen 46 ebenfalls an den Freuden der Tafel teilnahmen, mußten auch diesmal die Gerechten mit den Ungerechten leiden.
O. Monke.