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(1908) 17
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5. (3. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

5. (3. ausserordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

Sonntag, den 14. Juni 1908.

Wanderfahrt nach Lübben und Schiepzig.

Etwa 60 Mitglieder der Brandenburgs unter Führung des Geh. Regierungsrats Herrn E. Friedei trafen gegen 10 Uhr vormittags auf dem Bahnhof in Lübben ein, wo sie von den Herren Prof. Dr. Fischer, Prof. Dr. Richter, Prof. Werner, Rentmeister Gutknecht u. a. begrüßt wurden. Herr Prof. Dr. Fischer, der die Führung in Lübben über­nommen hatte, geleitete die Gäste durch den Stadtpark oderHain, einen Spreewaldrest, der den Stolz der Stadt bildet, an dem 1908 enthüllten Manteuffel-Denkmal und dem Liuba-Stein, über dessen Setzung und Bedeutung bis jetzt weder eine wissenschaftliche noch eine volks­tümliche Erklärung Geltung erlangt hat, vorüber bis zumHaintor an der Itospitalkirche, einem 300 Jahre alten Gebäude, an dessen Stelle bereits vor 1504 eine Kapelle zum Heil. Geiste stand. An einem alten Grabmonumente neben der Kirche entdeckte Herr Geheimrat Friedei an den 4 Kanten Wetzstellen, die vielleicht ihre Entstehung einem aber­gläubischen Yolksbrauche verdanken. Die auf der Straße vor dem Hain­tore stehende sächsische Postsäule, eine sogen. Distanzsäule mit Angabe der Wegstunden, trägt die Inschrift 1741. Die Stadt Lübben besteht aus der Altstadt, die namentlich gegenüber der von zwei Spreearmen gebildeten Pfaueninsel noch Reste der alten Stadtmauer besitzt, der Neu­stadt, der Gubener Vorstadt und dem nicht unter städtischer Verwaltung stehenden Schloßbezirk. Die Stadtmauer ist seit 1753 zum größten Teil abgetragen; doch ist neben den nördlichen Teil der Pfaueninsel in der Nähe der Brücke noch ein ansehnlicher viereckiger Wartturm, derTrotzer vorhanden, der vorübergehend als Gefängnis gedient haben soll. Einen schönen Blick auf Stadt und Umgebung bietet der Stand­punkt auf der Brücke im Zuge der Judengasse. Im Süden hebt sich aus den Wiesengelände ein ehemaliger wendischer Ringwall, das Burg­lehen heraus, zu dem von Steinkirchen aus ein Damm führt. Auf diesem Wall stand im Mittelalter die Burg der kaiserlichen Kastellane oder Burgvögte, vielleicht das alte Lubin, welches den Spreeübergang schützte; nach Thietmar von Merseburg wurde es 1180 von den heidnischen Slaven zerstört. Jetzt flattert dort die Fahne über einer Restauration. Das in unmittelbarer Nähe der Stadt gelegene Schloß, das jetzige Kreis-