160
5. (3. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
Schöpfer des 1907 enthüllten Gerhardts-Denkmals, Pfannensclnnidt, als Muster für das Gewand Paul Gerhardts gedient. Bemerkenswert sind ferner noch das Altaraild von Mengs und zwei gußeiserne Tafeln hinter dem Altar, deren eine dem Gedächtnis der am 28. April 1534 verstorbenen Landrätin Katharina v. Bernetzkow, geb. v. Rosenthal, gewidmet ist, während die andere, runde, das Wappen des Landvogtes zur Anschauung bringt. Das vor der Kirche aufgestellte, von Pfannenschmidt modellierte und in Lauchhammer gegossene Bronzedenkmal Gerhardts trägt auf allen 4 Seiten des Steinsockels Inschriften, einzelne Liederverse von P. Gerhardt: „Befiehl du deine Wege“ — „Mein Herze geht in Sprüngen“ (Südseite) — „Gottlob nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort“ (Ostseite) und „Dein Zion streut dir Palmen“ (Nordseite).
In der Mitte des Marktes erhebt sich das Denkmal für die in den Kriegen Wilhelms I. gefallenen Lübbener Jäger, während das für die gefallenen Söhne Lübbens in der Nähe der oben erwähnten Hospitalkirche steht. Sonderbarerweise trägt die den Jägern gewidmete Säule ein Kanonenrohr, ein für Jäger ungewöhnliches Waffenstück, welches vielleicht ein von den Jägern erobertes Geschütz andeuten soll. In dem ehemaligen Wachthause, Marktplatz Nr. 4, welches jetzt als Schulhaus dient, wurde die von Direktor Dr. Weineck (jetzt in Jena) begründete kleine, aber wertvolle und sorgfältig geordnete Altertumssammlung besichtigt, die zahlreiche Funde aus der Stein- und Bronze-Zeit und unter den Urnen eine Etagenurne, sowie mehrere llenkelgefäße aufweist. Daneben besitzt die Sammlung verschiedene kulturgeschichtlich wertvolle Altertümer (Innungsgeräte) und Handschriften, u. a. eine Ablaß- Bulle vom 28. Juli 1500 und verschiedene Oi'iginal-Handschriften P. Gerhardts. Nachdem man noch den Aufzug der kostümierten Schützen auf dem Marktplatze — am heutigen Sonntage begann die Reihe der Lübbener Schützenfeste — vom Schulhause aus beobachtet hatte, hielt Herr Oberlehrer Prof. Dr. Richter seinen Vortrag über die geologische und kulturgeschichtliche Entwickelung des Spreewaldgebietes. Ausgehend von den geologischen Entwicklungsperioden hob der Redner hervor, daß die am Ende der Tertiärzeit eingetretene Vergletscherungsperiode von besonderem Einfluß auf die Niederlausitz gewesen sei, welche bereits in der Tertiärzeit ihre wertvollsten Besitze erworben habe: die Braunkohlenflöze (Gr. Raschen), die fetten Tone für die heutige Tonwarenindustrie und den Quarzsand zur Herstellung des weißen Glases. Beim Abschmelzen der Gletscher, die bis zum 50° nach Süden vorgedrungen waren, bildete sich der Glogau-Baruther Urstrom, der schließlich die Spreewald-Niederung hinterließ, deren Ränder bei dem heutigen Lübben bis auf 2 km. sich einander näherten, sodaß der ganze, die Niederung anfänglich ausfüllende See die Gestalt einer 8 erhielt. Am Schnitt-
A§J'.
f
»
L.