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5. (3. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
ineisters uud der städtischen Behörde der Stadt Lübben zu begrüßen. In seiner Ansprache gab er einen kurzen Überblick der Geschichte der Stadt Lübben. In 130 Jahren von 1494—1624 brannte die Stadt nicht weniger als fünfmal so völlig nieder, daß einmal sogar nur drei Scheunen stehen blieben; dreimal wütete hier der schwarze Tod; in den Kriegen, im Hussitenzuge, im 30 jährigen Kriege, im siebenjährigen Kriege und in der Franzosenzeit wurde die Stadt arg mitgenommen, sodaß sie immer wieder von vorn anfangen mußte. Ihre Geschichte ist eine Geschichte des Leidens, und trotz ihrer günstigen Lage an der bedeutenden sächsischen Handelsstraße nach Frankfurt versank sie in Schlaf. Erst in neuster Zeit ist sie erwacht; eine große Zahl öffentlicher Bauten ist entstanden, und Handel und Verkehr sind im Aufblühen begriffen. In seiner Erwiderungsrede wünschte Herr Geheimrat Friedei dem wackeren Lübben ein weiteres fröhliches Gedeihen und schloß mit einem dreifachen Heilruf auf die gut märkische Stadt. Nach Beendigung des Mahles erfolgte die Wägenfahrt nach dem 12 km entfernten Schiepzig, wo Herr Pastor Asselmann die Brandenburgs begrüßte und nach einer kurzen Kaffeepause folgenden interessanten Vortrag über die Geschichte des Dorfes Schiepzig hielt.
Der Vortragende sprach zunächst den Damen und Herren der „Brandenburgs“ seinen wärmsten Dank dafür aus, daß sie die Gemeinde des Unterspreewalds mit ihrem Besuche ehrten, uud hieß alle Anwesende auch im Namen seiner Gemeinde herzlich willkommen. Daran schloß er seinen Vortrag über die „Ortsgeschichte von Schiepzig und der nächsten Umgebung“, welche in wirtschaftlicher, allgemein kultureller, insbesondere aber auch in politischer und kirchlicher Beziehung manches Interessante darbietet.
Die ältesten Ansiedlungen haben sich wegen der Wasserverhältnisse auf den höher gelegenen Stätten — Marienberg, Wussegk, dem Kirchhofshügel (nach der Sage eine heidnische Opferstätte) Saproda,Sapunza usw. •befunden. Nach den interessanten Sagen, welche sich an die verschiedenen Örtlichkeiten knüpfen, weisen die ältesten Siedlungen auf germanischen Ursprung hin. Totenurnen mit reichen Bronzebeigaben, Gebrauchsgegenstände u. v. haben sich an den bezeichneten Stätten vorgefunden. Zum Teil sind sie teils der Kottbuser Sammlung, teils dem prähistorischen Museum in Berlin, teils dem großherzoglichen Museum in Schwerin (aus Privatbesitz stammende Gegenstände), teils der hiesigen Sammlung überwiesen. Die Fundstücke entstammen den verschiedensten Kulturperioden. (Steinzeit, Hallstattperiode usw.) Die meisten weisen auf die Bronzezeit. Diese wird von einigen Forschern bis auf 800, von andern bis auf 1200 Jahre v. Chr. zurückgeführt; wenn wir einem Berichte über einen interessanten Fund im Seekreise Mansfeld volle Zuverlässigkeit beimessen dürfen, so ist sie sogar bis auf 2000 vor Chr. hinaufzuführen.